Wunderkinder des Sports: Littlers Vorgänger
Berlin (dpa) – Luke Littler wird als Wunderkind im Darts bezeichnet. Doch wird er seine Sportart prägen, wie es Jahrhundertsportler wie Steffi Graf oder Wayne Gretzky taten? Hier einige Ausnahmeerscheinungen der Sportwelt:
Boris Becker
1985 löst Becker einen Tennis-Hype in Deutschland aus, als er mit nur 17 Jahren und 227 Tagen als jüngster Spieler der Geschichte und als erster Deutscher das Traditionsturnier in Wimbledon für sich entscheidet. Becker wird zum deutschen Sport-Star. Er gewinnt fünf weitere Grand-Slam-Titel, davon zwei weitere in seinem «Wohnzimmer» Wimbledon. Dazu kommt 1992 Olympia-Gold im Doppel mit Michael Stich. Insgesamt holt er 49 Einzel-Turniersiege sowie 15 Titel im Doppel. Er führte zwölf Wochen die Weltrangliste an.
Steffi Graf
Graf gilt als Jahrhunderttalent und Wunderkind. 1982 gewinnt sie als 13-Jährige die deutsche Jugendmeisterschaft der 18-Jährigen. Mit dreizehn Jahren und vier Monaten wird sie bei der WTA als Profispielerin gemeldet. Am 6. Juni 1987 gewinnt sie mit den French Open ihren ersten Grand-Slam-Titel und steigt zum Superstar der kommenden Jahre auf. Sie ist mit 22 gewonnenen Grand-Slam-Turnieren und mit 377 Wochen an der Spitze der Weltrangliste eine der erfolgreichsten Tennis-Spielerinnen überhaupt. 1988 siegte sie bei allen vier Grand-Slam-Turnieren sowie den Olympischen Spielen und gewann als bisher Einzige im Tennis-Sport den Golden Slam. Insgesamt gewann Graf 107 Turniere.
Franziska van Almsick
Die Berlinerin erobert mit nur 14 Jahren die Schwimm-Welt, als sie 1992 in Barcelona mit Silber über 200 Meter Freistil die erste von insgesamt zehn Olympia-Medaillen (vier Silber, sechs Bronze) holt. Sie avancierte zum ersten gesamtdeutschen Sport-Star nach der Wiedervereinigung. In der Saison 1993 holte sie sechsmal EM-Gold, wird zur Welt-Sportlerin des Jahres gewählt. Bei der WM 19994 in Rom verpasste sie in ihrer Paradedisziplin über 200 Meter Freistil als Halbfinal-Neunte den Endlauf. Ihre qualifizierte Teamkollegin Dagmar Hase trat daraufhin nicht an – für sie startete van Almsick und wurde Weltmeisterin mit Weltrekord. Die Krönung als Olympiasiegerin blieb ihr zwar verwehrt, aber mit insgesamt 37 Medaillen bei Großereignisse zählt sie den Besten ihrer Sportart.
Darja Varfolomeev
Die rhythmische Sportgymnastin (17) schrieb im vergangenen August bei der WM deutsche Sportgeschichte. Sie feierte einen historischen Fünffach-Erfolg: Nach viermal Gold in den Gerätefinals gewann die Ausnahmeathletin im Alter von 16 Jahren auch im Mehrkampf. Sie wurde damit die erste deutsche Mehrkampf-Weltmeisterin nach Carla Rischer 1975. Insgesamt hat die gebürtige Russin, die mit zwölf Jahren nach Deutschland gekommen war, bisher bereits sechsmal WM-Gold, viermal WM-Silber und einmal WM-Bronze geholt.
Max Verstappen
Mit 17 Jahren und 166 Tagen fuhr der Niederländer erstmals in einem Grand Prix und ist damit der jüngste Fahrer der Formel-1-Geschichte. Einen Führerschein hatte er da noch nicht. Mit 18 Jahren und 228 Tagen holte er 2016 seinen ersten Sieg in der Königsklasse und ist seither der jüngste GP-Sieger der Historie. Bisher steht der dreimalige Weltmeister bei 54 Rennsiegen. Er ist zudem der jüngste F1-Pilot in den Punkterängen, der jüngste Pilot mit einer schnellsten Runde, der Jüngste mit einem Grand Slam aus Pole-Position, schnellster Runde und Rennsieg. Zudem holte er die meisten Rennsiege in Serie (10), die meisten Podestplätze in einer Saison (21), die meisten WM-Punkte in einer Saison (575) und die meisten Rennsiege in einer Saison (19).
Jennifer Capriati
Die Amerikanerin nimmt mit 13 Jahren erstmals an einem WTA-Tennisturnier teil und wird Profi-Tennisspielerin. Wenig später steht sie beim Turnier von Hilton Head im Endspiel gegen Martina Navratilova – sie verliert zwar, aber ist mit 13 Jahren und 11 Monaten die jüngste Spielerin, die jemals ein Endspiel im Profitennis erreicht hat. 1992 siegt sie bei den Olympischen Spielen in Barcelona gegen Steffi Graf und gewinnt Gold. Insgesamt holt Capriati drei Grand-Slam-Titel, wird die Nummer eins der Weltrangliste. Später hatte sie Probleme, sportlich ging nichts mehr. 2012 wurde sie in die International Tennis Hall of Fame aufgenommen.
Wayne Gretzky
Viele halten «The Great One» für den besten Eishockeyspieler aller Zeiten. Der Kanadier hält bei seinem Rücktritt 1999 insgesamt 61 NHL-Rekorde. Er erzielt in seiner Karriere in der National Hockey League 894 Tore und 2857 Scorerpunkte in 1487 Spielen der regulären Saison – das ist bis heute Rekord. Mit den Edmonton Oilers gewann er viermal den Stanley Cup. Nach seinem Karriereende wurde er noch im selben Jahr in die Hockey Hall of Fame aufgenommen – üblicherweise gibt es eine Wartezeit von drei Jahren. Zudem ist er seit Februar 2000 der bislang einzige Spieler in der NHL-Geschichte, dessen Rückennummer (99) ligaweit gesperrt ist und somit an keinen NHL-Spieler mehr vergeben werden kann.
Michael Phelps
Der US-Amerikaner ist mit 23 olympischen Goldmedaillen und 26 WM-Titeln der erfolgreichste Schwimmer der Welt. Mit 28 Medaillen ist er zudem der mit Abstand erfolgreichste Olympionike. Mit 15 Jahren nahm er 2000 erstmals an den Olympischen Spielen teil, er war in Sydney der jüngste männliche Schwimmer im US-Team seit 68 Jahren. Er blieb da noch ohne Medaille, aber nur fünf Monate später schwamm er über 200 Meter Schmetterling seinen ersten von unzähligen Weltrekorden. Bei der WM 2001 im japanischen Fukuoka gewann Phelps im Alter von 16 Jahren und 24 Tagen über 200 Meter Schmetterling seinen ersten WM-Titel – mit neuem Weltrekord.
Ian Thorpe
Der Australier mit Schuhgröße 52 wird mit 15 Jahren erstmals Doppel-Weltmeister im Schwimmen. «Thorpedo» holt insgesamt elf WM-Titel und fünf Olympiasiege, stellt 13 Weltrekorde auf – ist damit der erfolgreichste Schwimmer der Geschichte in seinem Heimatland. Später gibt die Schwimm-Ikone in seiner 2012 erschienenen Autobiografie zu, mit Depressionen und Alkoholsucht zu kämpfen.