Freitag, April 19, 2024
Zahlreiche Zuschauer fanden den Weg zum Klettern. Foto: Angelika Warmuth/dpa/Archivbild

Wie geht es mit den European Championships weiter?

München (dpa) – Die tollen Tage von München sind vorbei.

Der letzte Jubel im Olympiastadion über die Leichtathleten ist verklungen, im Olympiapark sind die Einheimischen wieder unter sich. Am Königsplatz wird der Sand vom Beach-Volleyball geräumt, die Kletter-Wände werden abgebaut. Auf der Regattastrecke in Oberschleißheim herrscht Ruhe. Nach elf Tagen «Sommermärchen» mit Europameisterschaften in neun Sportarten ziehen die European Championships weiter. Nur wohin und vor allem mit wem, weiß noch niemand.

Als Kandidaten für die Ausrichtung 2026 gelten Birmingham und Budapest. Welche Verbände dort ihre EM-Titel im Rahmen der European Championships vergeben wollen, sei «eine Diskussion für die Zeit nach den European Championships», hatte Paul Bristow, Mitbegründer und Geschäftsführer des European Championships Managements, zum Start des Sport-Spektakels gesagt.

Die Vielseitigkeit funktioniert

Bei der zweiten Auflage nach 2018 – damals in Glasgow und Berlin – hat das Multisportevent gezeigt, wie gut es funktioniert. Mehr als eine Million Besucher, 400.000 verkaufte Tickets und starke TV-Quoten für ARD und ZDF – die Vielseitigkeit des Sports hat die Menschen interessiert und fasziniert. Auch die deutschen Erfolge – 50 Jahre nach Olympia in München – trugen dazu bei.

«Wie gut tut uns das jetzt allen, dass eben anderer Sport endlich gezeigt wird», sagte Beach-Volleyballerin Karla Borger, die auch Vorsitzende der Vereinigung Athleten Deutschland ist. «Für uns ist es total wichtig, dass das auch gezeigt wird und darüber gesprochen wird, wie cool es ist, Sport zu machen.»

Sportarten wie Klettern, Beach-Volleyball, Bahnrad und Triathlon begeisterten in München eine breite Öffentlichkeit. Kletterin Hannah Meul, EM-Zweite im Bouldern, zog mit ihrer erfrischenden Art die Aufmerksamkeit auf sich. Bei der Aufholjagd der Mixed-Staffel im Triathlon zu Silber fieberten viele am Olympiaberg mit, beim Bahnrad trieb das Publikum Emma Hinze zu drei Mal Gold.

«Wir sind sehr glücklich über dieses Format. Die Sportarten befruchten sich gegenseitig. Das ist für die Zuschauer toll, aber auch für die Athletinnen und Athleten, Betreuerinnen und Betreuern», sagte Sportdirektor Martin Veith vom Deutschen Alpen-Verein (DAV). Die Medienaufmerksamkeit sei ein Benefit für alle. «Weitere Events in diesem Format wären uns willkommen.»

Fragezeichen hinter der Leichtathletik

In der Leichtathletik sind einige nicht so begeistert. Sie sehen die hervorgehobene Stellung der Leichtathletik in den Sommersportarten gefährdet. «Sobald die Ausrichterstadt feststeht, werden wir uns im europäischen Verband mit der Frage auseinandersetzen», sagte Jürgen Kessing, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes und Council-Mitglied im Europäischen Verband EA. Er glaube unter dem Eindruck, «den auch meine Kollegen im Council in München gewonnen haben, ist die Diskussion völlig offen».

In zwei Jahren in Rom genießt die Leichtathletik-EM sieben Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele in Paris die alleinige Aufmerksamkeit. Bei der EM vor vier Jahren im Rahmen der European Championships hatte sie mit dem Austragungsort Berlin ein Alleinstellungsmerkmal.

Im Schwimmer-Lager würden viele eine Rückkehr zu den European Championships begrüßen, nachdem deren EM 2018 noch in Glasgow eingebunden war. «Das wäre toll, wenn Schwimmen sich da wieder integrieren könnte», sagte Bundestrainer Bernd Berkhahn bei der EM in Rom. Wahrscheinlich tue sich der europäische Verband schwer, sich da zukünftig einzufassen, «weil dann ja auch ein bisschen was von der Macht verloren geht».

Das Event muss sich auch wirtschaftlich lohnen

Dass die European Championships auch nicht grenzenlos Sportarten an einem Ort integrieren können, machte Olympiapark-Geschäftsführerin Marion Schöne klar. Mit neun Sportarten sei man in München an Grenzen gestoßen, hatte sie zum Abschluss betont. Und das Event gibt es auch nicht zum Nulltarif. Zu den anderthalb Wochen «Sommermärchen» steuerte die öffentliche Hand 100 Millionen Euro bei.

Aus Sicht der Wirtschaft aber gut angelegtes Geld. «Die vergangenen elf Wettkampftage waren eine gute sowie langfristige Werbung für unseren Wirtschaftsstandort und den Tourismus in der Region», sagte Peter Kammerer, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern, laut einer Mitteilung. Der Einzelhandel, die Gastronomie, die Hotels, das Bus- und Taxigewerbe und die Souvenirstände hätten durch die Delegationen, Fans und Besucher von hohen Umsätzen profitiert.

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