Wellbrock holt WM-Bronze – Silber für Beck
Budapest (dpa) – Beim Gedanken an den eingestellten WM-Rekord von Schwimm-Legende Michael Groß lächelte Florian Wellbrock und war mit seiner WM auch ohne das ganz große Happy End sichtlich zufrieden.
«Das ist natürlich eine Riesenehre, keine Frage», sagte der Ausnahmeathlet nach seinem Weltmeisterschafts-Abschluss mit Bronze über zehn Kilometer im Freiwasser. Rund vier Stunden vor Wellbrocks Rennen hatte Leonie Beck über die gleiche Distanz Silber bejubelt und den erfolgreichen deutschen Schwimm-Tag eingeleitet.
Im rund 28 Grad warmen Wasser und bei Außentemperaturen von 36 Grad musste sich Wellbrock in der prallen Sonne wie schon über 1500 Meter Freistil im Becken dem italienischen Sieger Gregorio Paltrinieri geschlagen geben. Zweiter wurde am Mittwoch dessen Landsmann Domenico Acerenza.
Wellbrock mit überragender WM-Bilanz
«Es ist der zweite Titel, den ich nicht verteidigen konnte, aber dennoch bin ich mit der Bronzemedaille sehr happy», sagte Wellbrock, dessen Gefühl zunächst «recht zwiegespalten» war. Nach wenigen Minuten stellte er aber fest: «Ich kann mit erhobenem Haupt zur Siegerehrung gehen und mich über Bronze freuen.» Auf dem Podest lächelte Wellbrock zufrieden.
Was den 24-Jährigen zufriedenstellte, war nicht in erster Linie der dritte Platz über die zehn Kilometer, auf denen er Olympiasieger ist. Es war vor allem seine Gesamtleistung in Budapest. «Fünf Starts, fünf Medaillen: Das soll erstmal wieder jemand nachmachen», sagte er stolz.
Fünf Medaillen bei einer WM hatte zuvor als einziger deutscher Schwimmer «Albatros» Groß geschafft. Vor 40 Jahren gewann er bei den Titelkämpfen im ecuadorianischen Guayaquil zweimal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze – alles im Becken. Wellbrocks Budapest-Bilanz lautet nun: Silber und Bronze in der Halle, zweimal Gold und einmal Bronze im Freiwasser. Den Rekord bei den deutschen Schwimmerinnen hält Kristin Otto: Sie hatte für die DDR bei der WM in Madrid 1986 sogar sechs Medaillen gewonnen.
«Das ist das, wofür man das ganze Jahr über arbeitet: Um nachher beim Topevent oben zu stehen. Und wenn man das über fünf Strecken fünf Mal schafft, ist das schon etwas sehr Besonderes», sagte Wellbrock. Sein straffes Programm mit fünf Langstrecken-Entscheidungen in neun Tagen steckte er beeindruckend weg. «Er ist schon ein Weltspitzensportler», adelte ihn sein Trainer Bernd Berkhahn.
Hitze macht Athleten zu schaffen
Eine wirkliche Schwäche wie zum Teil in der Vergangenheit über 800 Meter Freistil zeigte der Ausnahmeathlet bei dieser WM nicht. Auf seiner Sorgendistanz wurde er in der Duna Arena Zweiter. Seinen Titel über 1500 Meter konnte er anschließend nicht verteidigen, war mit Bronze aber auch nicht völlig unzufrieden. Und die richtigen Glanzleistungen standen da noch bevor.
Wellbrock sicherte der Freiwasser-Staffel als überragender Schlussschwimmer Gold und schnappte sich auch im Fünf-Kilometer-Rennen eindrucksvoll den Titel. Beim letzten WM-Auftritt führte er lange, musste am Ende aber den vielen Rennen und ein wenig auch der Hitze Tribut zollen. «Vielleicht war die Temperatur heute der größte Gegner für alle», sagte der Magdeburger. Auch ohne dritten Titel im Lupa-See hat Wellbrock aber gezeigt: Wenn er dem Outdoor-Sport treu bleibt, kann er das Freiwasserschwimmen in den kommenden Jahren prägen.
Auch Beck hat das Zeug zur Siegerin großer Rennen im See und Meer. Die 25-Jährige hat sich nach ihrem Wechsel vom Becken ins Freiwasser dort längst etabliert und gewann in Ungarn ihre erste WM-Medaille auf den olympischen zehn Kilometern. Die Freude darüber war der Würzburgerin, die in Italien lebt und trainiert, danach sehr deutlich anzusehen. Erschöpft, aber immer wieder lächelnd, sprach sie am Sandstrand des Sees bei strahlendem Sonnenschein über den Erfolg. Bei der Siegerehrung vor glänzendem Wasser gab sie dem Edelmetall einen Kuss.
Beck verpasst Gold denkbar knapp
«Eine Medaille bei einer Weltmeisterschaft ist wirklich top. Am Ende braucht man auch das Quäntchen Glück. Aber Zweite in diesem Feld ist wirklich sehr, sehr gut», sagte Beck. In einem furiosen Dreikampf um die Podestplätze musste sie sich im Fotofinish der Niederländerin Sharon van Rouwendaal geschlagen geben, schlug aber knapp vor Ana Marcela Cunha aus Brasilien an.
Nach etwas Erholung will Beck schon an diesem Donnerstag wieder alles geben. Allerdings nicht im Wasser, sondern als Unterstützung und bei der Verpflegung für Teamkollegin Lea Boy im 25-Kilometer-Rennen. «Morgen supporte ich mit allem, was in meinem Körper noch drinsteckt», sagte Beck.
Wellbrock hat dann schon frei, fliegt in die Heimat und sehnte schon am See das Wiedersehen mit seiner Frau Sarah und seinem Hund Kojak herbei. «Ich freue mich sehr, wenn ich dann morgen zu Hause bin, Sarah wieder in den Arm nehmen kann und auch meinen Hund wieder knuddeln kann», sagte er. «Dann haben wir uns alle wieder.»