Antonia Stautz (M) und Marie Schölzel versuchen den Ball von Aserbaidschans Polina Rahimova (l) zu blocken. Foto: Thomas Banneyer/dpa

Volleyballerinnen schöpfen Mut nach Orthmann-Aus

Düsseldorf (dpa) – Nach einem emotionalen Sieg griff Volleyball-Bundestrainer Vital Heynen beherzt zum Mikrofon und gab sofort die Devise für verbleibende Heim-Vorrunde der EM aus. «Ihr habt den Unterschied gemacht mit eurer Unterstützung. Wir brauchen das wieder. Das ist nur der Anfang. Danke, danke, danke!», rief der Belgier nach dem 3:1 gegen Aserbaidschan am Samstagabend den 2355 Zuschauern und Zuschauerinnen in der Düsseldorfer Halle zu. An diesem Montag geht es an gleicher Stelle gegen Schweden (20.00 Uhr) weiter.

Der zweite Sieg im zweiten Spiel hatte wegen der Umstände einen ganz besonderen Wert. Denn knapp 24 Stunden zuvor war Heynen und seinem Team eine bittere Nachricht überbracht worden: Für Schlüsselspielerin Hanna Orthmann ist die Heim-Vorrunde wegen einer Verletzung vorbei.

Stigrot: «Ohne Hanna ist es für uns schon schwierig»

Umso wichtiger war es für das Team, unmittelbar eine Reaktion zu zeigen, auch um Mut für den Rest des Turniers zu schöpfen. Kapitänin Lena Stigrot ging mit 19 Punkten voran. «Ich habe mir vorgenommen, ein bisschen wie Hanna anzugreifen heute und sie so mit aufs Spielfeld zu bringen. Das hat zum Glück ganz gut geklappt», sagte die 28-Jährige. «Denn ohne Hanna ist es für uns schon schwierig. Ich bin echt stolz auf mein Team, wie wir das heute gelöst haben.»

Das Team machte kein Geheimnis daraus, dass der Schock über den Ausfall der wichtigen Punktegarantin und Option auf der Diagonalposition erst einmal tief saß. «Mit der Nachricht hat niemand gerechnet. Es hat auch kurz gedauert, bis man das verdaut hat», sagte Außenangreiferin Lina Alsmeier. «Es ist schon eine große Umstellung, aber wir müssen weitergucken. Es ist Sport, es kann passieren, es tut wirklich weh», sagte auch Stigrot.

Doch das Nationalteam besann sich auf die Stärke, die auch in der Nationenliga unerwarteten Erfolg gebracht hatte. «Dass jede Spielerin dazu etwas beiträgt», sagte Stigrot «Das war auch nicht immer nur Hanna. Wir mussten uns noch mal klarmachen, dass das auch weiterhin so bleiben kann.»

Heynen fasste den Begriff Team dann auch ganz groß. Es sei darauf angekommen, dass alle zusammenhalten: Spielerinnen, Betreuer-Stab und eben auch die Fans. «Jeder muss alles reinschmeißen und dann mal gucken», sagte er.

Orthmann: «Echt stolz auf die Mädels»

Die Zuschauer und Zuschauerinnen in der ausverkauften Halle trieben die deutschen Volleyballerinnen zu einem dominanten ersten Satz und waren auch im vierten Durchgang sofort da, als das Spiel kurz auf der Kippe stand. «Die letzten zehn Minuten hatte ich durchgehend Gänsehaut. Es hat so Spaß gemacht und uns echt nochmal nach vorne gepusht», sagte Stigrot.

Und auch der 54 Jahre alte Heynen trug seinen Teil bei, war selbst für seine Verhältnisse besonders aktiv an der Seitenlinie. «Du kannst das nicht jede Woche machen. Dann sagt die Mannschaft: Der ist verrückt», sagte er. «Aber das war ein Tag, an dem ich denke, dass das meine Aufgabe ist.»

Orthmann selbst wurde nach dem Spiel auf dem Feld gefeiert. Die Partie hatte sie von der Tribüne verfolgt. «Natürlich wäre ich lieber auf dem Feld gewesen, aber ich bin super stolz, was meine Mädels gemacht haben», sagte die 24-Jährige. «Mit den zwei Siegen auch zu wissen, wir können auch ohne Hanna diese Teams schlagen, ist schon echt wichtig für uns», sagte Kapitänin Stigrot. So soll es auch in den letzten drei Spielen in Düsseldorf klappen.