Die deutschen Volleyballerinnen um Lina Alsmeier schieden bei der EM aus. Foto: Virginia Mayo/AP/dpa

Volleyballerinnen nach EM-Aus unter Schock

Brüssel (dpa) – Nach einer enttäuschend verlaufenen EM herrschte bei den deutschen Volleyballerinnen und ihrem Trainer erst einmal Leere. «Insgesamt war es nicht unser Turnier, das Glück war nicht auf unserer Seite, alles lief gegen uns», sagte Trainer Vital Heynen nach dem 0:3 im Achtelfinale gegen Polen.

Der ansonsten vor Energie sprudelnde Belgier wirkte nach der Niederlage in seinem Heimatland angeschlagen. Auch seine Spielerinnen saßen nach der Partie konsterniert auf dem Hallenboden, Tränen flossen. Die Aufbauarbeit muss schnell gehen. Schon Mitte September steht das Olympia-Qualifikationsturnier in Polen an.

Nicht nur die Enttäuschung über das EM-Aus saß am Sonntag in Brüssel tief, sondern auch der Schock über die nächste offenbar schwere Verletzung einer Mitspielerin. Annegret Hölzig, selbst erst für die schon im ersten Spiel ausgeschiedene Schlüsselspielerin Hanna Orthmann nachgerückt, musste im dritten Satz auf einer Trage vom Feld gebracht werden.

Verletzungspech schlägt zu

Nach einem Punkt war sie, genau wie Orthmann gegen Griechenland, unglücklich gelandet. Die 26-Jährige lag mit großem Schmerzen auf dem Feld, ihre Mitspielerinnen um sie versammelt. «Annes Verletzung überlagert gerade alles, das hat uns alle hart getroffen», sagte Kapitänin Lena Stigrot. Auch Heynen konnte das Pech kaum fassen: «Das ist so schwer zu glauben – zwei Spielerinnen in einer Woche.» Eine Diagnose bei Hölzig steht noch aus.

Sportlich war das Spiel gegen Polen ein Spiegelbild des Turniers. Am Einsatz mangelte es den Deutschen sicherlich nicht, doch zu viele einfache Fehler in wichtigen Momenten führten zur nächsten Enttäuschung. «Wir haben eine Riesenchance liegen gelassen. Polen hatte heute keinen guten Tag, aber wir haben es nicht genutzt», sagte die 28 Jahre alte Stigrot. «Das ist schade, weil wir wissen, was wir als Team eigentlich können.»

Ohne Orthmann reichte die Qualität nicht mehr aus, um diese Fehler an anderer Stelle auszugleichen. Gegen Griechenland und Aserbaidschan hatte das Heynen-Team angefeuert vom Publikum in Düsseldorf noch zwei Vorrunden-Siege gefeiert. Danach gab es nur noch Niederlagen – und die schmerzen doppelt.

Weltranglistenplätze verloren

Denn die Deutschen wollten bei der EM nicht nur möglichst weit kommen, sondern auch Punkte in der Weltrangliste sammeln, die der realistischste Weg für die Qualifikation für Paris 2024 ist. In der Rangliste ist das Team jetzt auf Platz zwölf abgerutscht. Die Top 10 im kommenden Frühjahr haben die besten Chancen auf Olympia.

Beim Qualifikationsturnier ab dem 16. September gibt es noch die Möglichkeit für das direkte Ticket, doch hier waren die Deutschen schon vor den Verletzungssorgen Außenseiterinnen. Zu stark scheint die Gruppe mit den USA, Italien und Polen als Favoriten. Die zwei Schocks müsse das Team nun erst mal verarbeiten, sagte Stigrot. «Wir müssen hier irgendwie gestärkt rausgehen», sagte sie mit einer Mischung aus Kampfgeist und noch frischer Enttäuschung.