Holte zum Abschluss über 10 Kilometer Bronze: Florian Wellbrock. Foto: Ian MacNicol/dpa

Pause, Paris, Plan: Wellbrocks verlorene Titel als Ansporn

Budapest (dpa) – Nach seiner historischen WM mit fünf Medaillen wünscht sich Florian Wellbrock ein bisschen Abstand vom Schwimmen und viel Nähe zu seinen Lieben.

«Erholung, kein Schwimmen, Regeneration, dass ich dann nächste Woche wieder mit einem guten Gefühl ins Training einsteigen kann» – so fasste der Ausnahmeschwimmer seine Pläne zusammen. Am Donnerstag und damit am Tag nach Bronze über zehn Kilometer im Freiwasser stand der Rückflug an. Wellbrock wollte endlich wieder seine Frau Sarah in den Arm nehmen und seinen Hund Kojak «knuddeln». Sportlich satt ist er aber noch lange nicht. Olympia 2024 in Paris ist das nächste große Ziel.

Verpasste Titelverteidigung als Motivation

Als zusätzlicher Ansporn für die kommenden Großereignisse helfen nicht nur zweimal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze im Becken und Freiwasser bei den Weltmeisterschaften in Budapest, sondern wohl gerade auch das, was nicht so gut lief. «Da haben wir was zu tun fürs nächstes Mal», sagte Bundestrainer Bernd Berkhahn mit Blick auf die beiden Bronzerennen über 1500 Meter Freistil im Becken und eben die olympische Distanz im Freiwasser.

«Das wird ihn sehr wurmen, weil das ja auch die beiden Strecken sind, wo er Weltmeister war», sagte Berkhahn mit Bezug zu den nicht erfolgreich verteidigten Titeln von der WM in Südkorea 2019. «Das ist natürlich eine Motivation für die nächsten Dinge, die wir angehen.»

Enges Zeitprogramm macht Regeneration wichtig

Gerade auf seiner Becken-Paradestrecke und auf der olympischen Freiwasser-Distanz war Wellbrock nicht so erfolgreich wie vor drei Jahren. In beiden Rennen siegte der Italiener Gregorio Paltrinieri. Leiden gerade die wichtigsten Wettbewerbe unter dem diesmal so straffen Programm mit fünf Langstrecken-Entscheidungen in neun Tagen?

Nach dem abschließenden Zehn-Kilometer-Wettkampf hatte Wellbrock erklärt, die Regeneration habe am Ende nicht mehr optimal geklappt. Er war einfach platt. Berkhahn hält dennoch auch fünf Titel nicht für ausgeschlossen. «Ich bilde mir ein, dass es geht. Wenn man eine perfekte Vorbereitung fährt und wenn er gesund ist. Dann wäre, glaube ich, vieles besser gelaufen. Und er war ja schon sehr dicht dran.» Eine Weisheitszahn-Operation zwang Wellbrock vor der WM zu einer Trainingspause.

Rekord eingestellt – Wellbrock entwickelt sich

Berkhahn hat sehr hohe Ansprüche an Wellbrock. Der 51-Jährige kennt seinen Vorzeigesportler hervorragend. In Magdeburg formte er ihn zum Weltklasseschwimmer und Olympiasieger. Wellbrock ist nach Michael Groß vor 40 Jahren in Ecuador erst der zweite deutsche Schwimmer, der fünf WM-Medaillen bei einer WM gewann – Groß holte sie allesamt im Becken. Den Rekord bei den deutschen Schwimmerinnen hält Kristin Otto mit sechsmal Edelmetall für die DDR 1986.

Mit jedem Topevent entwickelt sich Wellbrock weiter, wird selbstbewusster, sicherer. Zwar bemängelt Berkhahn auch immer noch ab und an taktische Fehler. Wellbrocks Grundniveau ist aber extrem hoch. Komplette sportliche Aussetzer wie vor drei Jahren über 800 Meter Freistil, als Wellbrock als Mitfavorit völlig überraschend im Vorlauf ausschied, hat er quasi gar nicht mehr.

Wie geht es nach Paris weiter?

Von den nach Lea Boys Silber am letzten Wettkampftag über 25 Kilometer im Freiwasser insgesamt neun deutschen Schwimm-Medaillen bei den Wettbewerben in der Duna Arena und im Lupa-See holte Wellbrock vier alleine und hatte an Gold mit der Freiwasser-Staffel sehr großen Anteil. Vor allem dank des gebürtigen Bremers setzte sich der leichte Aufschwung im deutschen Schwimmen fort.

Wie lange Wellbrock noch in den Schwimmhallen und Seen rund um den Globus auf Medaillenjagd geht und auf welchen Strecken, ist allerdings offen. «Paris liegt im Fokus und was danach passiert, das haben wir noch gar nicht besprochen», sagte Berkhahn. Auch für Wellbrocks derzeit pausierende Frau Sarah sind die Sommerspiele das Ziel. «Sarah steigt ja jetzt auch wieder ein. Dann werden die beiden durchziehen bis nach Paris und dann wird man sehen, was passiert mit der Familienplanung und so weiter», sagte Berkhahn und ergänzte mit einem Lachen: «Man weiß nie, was da kommt bei den jungen Leuten.»