Norwegen wird Infantino bei FIFA-Kongress nicht wählen
Berlin (dpa) – Der norwegische Fußball-Verband mit Präsidentin Lise Klaveness will Gianni Infantino bei dessen Wiederwahl als FIFA-Chef die Unterstützung verweigern.
«Wir werden ihn nicht wählen», sagte die 41 Jahre alte frühere Fußballerin der «Sportschau» vor dem Wahl-Kongress des Weltverbands in Kigali. «Wir glauben, dass er viele Gelegenheiten verpasst hat, die Änderungen, für die er gewählt wurde, wirklich umzusetzen.» Infantino (52) strebt seine Wiederwahl zum FIFA-Präsidenten an, einen Gegenkandidaten gibt es nicht.
DFB lässt Unterstützung offen
Der Deutsche Fußball-Bund hatte seine Unterstützung zuletzt offengelassen. Verbandschef Bernd Neuendorf knüpfte das DFB-Votum an die Bedingung, dass die FIFA Auskunft über den aktuellen Stand der von Infantino angekündigten Veränderungen unter anderem beim Arbeitnehmerschutz in Katar gebe.
Auswirkungen auf das Wahlergebnis werden sowohl die Entscheidung aus Norwegen als auch die des DFB voraussichtlich nicht haben. Infantino strebt seine zweite komplette Amtszeit an und genießt den Rückhalt einer großen Mehrheit der 211 Verbände der FIFA. Wenn es nur einen Kandidaten gibt, werden derartige Wahlen im Weltfußball normalerweise per Akklamation entschieden.
Klaveness mit deutlicher Kritik an FIFA
«Als er gewählt wurde, war er sehr klar: Die Transparenz sollte verbessert werden, die Menschenrechtsrichtlinien sollten umgesetzt werden, Distanz zu Staaten sollte gewahrt werden», sagte Klaveness. «Das wären gute und notwendige Veränderungen. Aber wir haben im norwegischen Vorstand festgestellt, dass er viele Gelegenheiten verpasst hat. Wir werden ihn nicht wählen.»
Klaveness hatte beim FIFA-Kongress vor knapp einem Jahr in der katarischen Hauptstadt Doha angesichts der Menschenrechtslage in dem Emirat deutliche Kritik am Weltverband und am Ausrichter der WM 2022 geübt. Nun fordert der norwegische Verband beim Kongress in Kigali eine Diskussion über die Verantwortung der FIFA für Entschädigungen von Arbeitern rund um die WM in Katar und eine Debatte, wie die FIFA dieser Verantwortung bei zukünftigen Turnieren gerecht werden wolle.