Schwamm in Japan auf Platz fünf: Lucas Matzerath. Foto: Lee Jin-man/AP/dpa

«Bullshit»: Enttäuschungen für WM-Schwimmer

Fukuoka (dpa) – Frustriert und wortlos rauschte Anna Elendt durch die Interview-Zone in der Marine Messe Fukuoka. Das völlig überraschende Aus schon im Vorlauf der Schwimm-WM verdarb der deutschen Medaillenhoffnung die Laune.

In 1:07,09 Minuten belegte Elendt über 100 Meter Brust nur den 19. Platz und verfehlte damit das Halbfinale. Auf einen Zuschauerplatz auf der Tribüne bei der Finalsession am Montag verzichtete sie.

Elendt war als Vizeweltmeisterin angereist, nun muss sie einen herben Dämpfer verkraften. Bei den deutschen Meisterschaften in Berlin hatte sich die 21-Jährige vor gut zwei Wochen eine Oberschenkelzerrung zugezogen. Ob sie das noch beeinträchtigte, blieb offen. Sie will auch über 200 und 50 Meter im Einzel und mit zwei Staffeln starten. Ihre beste Strecke sind aber eigentlich die 100 Meter. Auf dieser Distanz feierte sie bei der WM in Budapest im vergangenen Jahr ihren größten bisherigen Karriereerfolg.

Elendt war nicht das einzige Mitglied im Team des Deutschen Schwimm-Verbands, das am zweiten Tag der Beckenwettbewerbe im Südwesten Japans enttäuscht war. Rückenschwimmer Ole Braunschweig fand nach seinem Halbfinal-Aus als Vorletzter deutliche Worte. «Bullshit», sagte der 25-Jährige. «Es war einfach ein schlechtes Rennen. Ich habe einfach keine Luft bekommen.» Der Berliner ergänzte: «Das soll keine Ausrede sein. Es war einfach schlecht.»

Matzerath und Köhler zufrieden

Nicht unzufrieden waren Brustschwimmer Lucas Matzerath und Schmetterlingsschwimmerin Angelina Köhler nach ihren fünften Plätzen in den Finals über 100 Meter. «Es sind auf jeden Fall wertvolle Lektionen», sagte Matzerath und ergänzte mit Blick auf die Olympischen Spiele in Paris: «Es war schon mal ein Probedurchlauf für nächstes Jahr. Nächstes Jahr kommt’s drauf an.»

In seinem Rennen wurden die Schwimm-Fans in der gut gefüllten Halle Zeugen einer besonderen Kuriosität: Hinter dem chinesischen Weltmeister Qin Haiyang belegten in Nicolò Martinenghi aus Italien, dem Niederländer Arno Kamminga und Nic Fink aus den USA gleich drei Schwimmer zeitgleich den zweiten Platz.

Rafael Miroslaw schied über 200 Meter Freistil im Halbfinale aus. Eigentlich wollte auch Lukas Märtens über diese Strecke starten. Der 21-Jährige verzichtete einen Tag nach dem Gewinn der Bronzemedaille über die doppelte Distanz aber kurzfristig. Märtens setzte auf Regeneration, um bei weiteren geplanten Starts stärker zu sein.

Gose mit Medaillenhoffnung

Nach dem Tag ohne deutsches Edelmetall darf sich am Dienstag seine Freundin Isabel Gose Medaillenhoffnungen machen (ab 13.00 Uhr MESZ). Nach ihrem siebten Platz im 400-Meter-Rennen schwamm die Freistilspezialistin am Montag über 1500 Meter als Fünfte ins Finale. Mit ihrem ersten WM-Auftritt war sie nicht zufrieden gewesen, umso wichtiger war jetzt das Erfolgserlebnis. «Ich musste direkt umschalten», sagte die 21-Jährige. «Es hat sich ganz gut angefühlt. Ich wollte das Gefühl vom Rennen gestern ein bisschen wettmachen.» Gose ergänzte: «Ich konnte beweisen, dass ich würdig bin, so ein WM-Finale zu schwimmen.»

Für den Endlauf sieht sie «noch ein bisschen Potenzial nach oben». Gold scheint an US-Schwimmstar Katie Ledecky vergeben zu sein. Die 26 Jahre alte Olympiasiegerin, Titelverteidigerin und Weltrekordhalterin schwimmt über die längste Beckendistanz in ihrer eigenen Liga. Außenseiterchancen auf einen der weiteren Podestplätze rechnet sich Gose aber durchaus aus. «Um Platz zwei und drei wird ganz schön gekämpft», sagte sie und ergänzte: «Wenn ich schon im Finale stehe, bin ich da mittendrin.»