Lutz Buschkow: Von Hempel-Vorwürfen im August erfahren
Kassel (dpa) – Der derzeit freigestellte Wassersprung-Bundestrainer Lutz Buschkow hat nach eigener Aussage von den Missbrauchsvorwürfen des früheren Weltklasse-Springers Jan Hempel erst in diesem August erfahren.
«In einer Mail-Anfrage der Produktionsfirma Eye Opening Media am 10.8.22, 15.43 Uhr, in der mir von den Anschuldigungen von Jan Hempel gegenüber seinem Trainer berichtet wurde», sagte der 64-Jährige im Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».
In einer Dokumentation der ARD unter dem Titel «Missbraucht – Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport» hatte Hempel erstmals die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen seinen 2001 gestorbenen langjährigen Trainer Werner Langer öffentlich gemacht. Demnach hatte Langer sich von 1982 bis 1996 an dem Olympia-Zweiten von Atlanta 1996 vergangen.
In dem Film warf der heute 51-jährige Hempel dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) und auch Buschkow vor, schon 1997 von den Vorwürfen gewusst, aber nichts Entscheidendes getan zu haben. Hempel hatte sich nach eigenen Angaben 1997 der damaligen Bundestrainerin Ursula Klinger, die 2006 starb, anvertraut. Diese soll dann die Verbandsführung und die DSV-Trainer informiert haben.
DSV-Vorstand prüft den Vorwurf gegen Buschkow
«Das kann ich nicht bestätigen», sagte Buschkow. Er war 1997 Bundestrainer Nachwuchs und Sichtung am Bundesstützpunkt in Berlin. «Ich habe für mich noch mal nachgeforscht und was ich sagen kann ist, dass wir als DSV-Trainer bei den Deutschen Meisterschaften 1997 in Berlin in einem offiziellen Gespräch von Ulla Klinger informiert wurden, dass auf Grund von persönlichen Differenzen mit sofortiger Wirkung Frank Taubert Jan Hempel trainieren wird», meinte Buschkow. «Mehr wurde uns dazu nicht gesagt.»
Nach Bekanntwerden von Hempels Aussage, Buschkow habe schon früh Kenntnis von den Missbrauchsvorwürfen gehabt, stellte der DSV den Bundestrainer noch während der EM vor anderthalb Wochen in Rom vorerst frei. Der DSV-Vorstand prüfe den Vorwurf gegen Buschkow «aktuell intensiv». Die bis dahin durchgeführte Akteneinsicht habe «keinerlei derartige Anhaltspunkte» gegeben, hieß in der Mitteilung vom 18. August.