Zwei Hockey-Trainer, eine Richtung: Mitbestimmung für Erfolg
Düsseldorf (dpa) – Nach den letzten Pflichtspielen in der ProLeague fiebern die deutschen Hockey-Nationalmannschaften der Heim-EM in Mönchengladbach entgegen. «Alles, was wir machen, ist auf eine erfolgreiche Europameisterschaft ausgerichtet», sagte Damen-Bundestrainer Valentin Altenburg der Deutschen Presse-Agentur.
Sein Kollege Andre Henning, der mit dem Herren-Team im Januar den Weltmeister-Titel gewann, bezeichnet die in sechs Wochen beginnende Veranstaltung im Gladbacher Hockeypark (18. bis 27. August) als ein «Once-in-a-Livetime-Event». Und auch DHB-Sportdirektor Martin Schultze freut sich auf ein Turnier zum rechten Zeitpunkt. «Ich glaube, dass wir ein Sportereignis für Deutschland schaffen, das einzigartig ist«, sagte Schultze.
Der Aufschwung im deutschen Hockeysport durch den WM-Titel der Herren und der Rückkehr in die Weltspitze der Damen ist eng verbunden mit den beiden Bundestrainern, die im zweiten Jahr ihrer Amtszeit sind, und mit der Art ihrer Teamführung erfolgreich sind. «Es bewegt sich auch viel im Verband. Ich freue mich mega auf dieses Turnier, weil es bei uns zu Hause ist», sagte Altenburg. Der 42-Jährige hat die deutschen Hockey-Frauen mit Platz 4 bei der WM im Vorjahr und dem EM-Titel in der Halle wieder nach vorn gebracht. Henning führte die DHB-Auswahl zum ersten WM-Titel seit 17 Jahren.
Stark ausgeprägte Streitkultur
Beide Trainer haben engen Austausch miteinander, arbeiteten jeweils auch schon im Damen- und Herrenbereich und sehen ihren Job weniger als Befehlsgeber. «Bei uns wird nichts gemacht, was die Hierarchie vorgibt. Wir haben auch eine sehr stark ausgeprägte Streitkultur – die tut gut», sagte Altenburg. Herren-Trainer Henning erklärte bereits auf dem Weg zum WM-Titel: «Es ist schon sehr wichtig, dass wir die ganzen smarten Köpfe, die hier drinstecken, auch mitmachen lassen.»
Beim Verband sind sie froh, dass die beiden Bundestrainer ihren Job auf diese Art und Weise ausführen. «Wir haben hier zwei ganz herausragende Köpfe und das ist schon etwas Besonderes», befand Sportdirektor Schultze.
Das Prinzip der Mitbestimmung wird auch den Sportlern und Sportlerinnen gefordert. «Die Arbeit des Bundestrainers wird vom Team auch sehr hinterfragt», sagte Altenburg. «Und wenn alle mitdenken, haben wir am Ende auch ein besseres Ergebnis», erklärte der Hamburger. Mit einer strengen Hierarchie von oben wird im Hockey nicht gearbeitet. Der Mensch stehe im Vordergrund und solle auch so wahrgenommen werden. «Es muss nicht unmenschlich werden, um erfolgreich zu sein», sagte der Damen-Bundestrainer.
Hoffen auf Werbeeffekt
Sein Team profitiert natürlich auch vom WM-Ruhm der Herrenmannschaft, die in Mönchengladbach das große Zugpferd ist. Doch nach dem Titelgewinn musste auch Henning erst mal durchschnaufen. «Nach der WM kam erst mal ein Loch, wir haben uns vor den restlichen ProLeague-Spielen auch drei Monate nicht gesehen. Dann wieder Motivation zu schöpfen, war für einige Spieler schwierig», erklärte der 39-Jährige, der seinem Team eine vorzeitige Pause von dem Wettbewerb gewährte und der U21-Mannschaft zwei Spiele auf diesem Niveau ermöglichte. Das sei wichtig für den Kopf und die Beine, meinte Henning.
Beide Bundestrainer erhoffen sich bei der EM nicht nur sportlichen Erfolg, sondern auch einen großen Werbeeffekt für ihren Sport. Auch da seien die Teams involviert. «Menschen für Hockey zu begeistern, umtreibt die Mannschaft sehr. Da gibt es viele die mitdenken», sagte Altenburg.