Deutsche Turner im Team EM-Siebte – Trebing verletzt
München (dpa) – Ein Deja-vu-Erlebnis hat die deutschen Turner bei den Europameisterschaften in München eine Topplatzierung im Team-Mehrkampf gekostet.
Glenn Trebing erlitt wie 2016 «Hero de Janeiro» Andreas Toba bei den Olympischen Spielen am Boden eine Knieverletzung, turnte aber wie damals sein Clubkollege danach noch am Pauschenpferd. Durch das Verletzungs- und anschließende Sturzpech reichte es für die Riege um Toba und Trebing sowie Lukas Dauser (Unterhaching), Nils Dunkel (Erfurt) und Lukas Kochan (Cottbus) mit 241,359 Punkten nur zum siebten Rang.
Großbritannien gewinnt Gold
Überlegener Europameister wurde das Team aus Großbritannien um Mehrkampf-Titelträger Joe Fraser mit 254,295 Zählern. Zweiter wurde Italien mit 247,494 Punkten vor der Türkei auf Rang drei mit 246,162 Zählern. Bis zu Trebings Verletzung hatte die deutsche Riege nach drei Geräten auf Medaillenkurs gelegen. «Viel besser hätten wir es nicht treffen können, die ersten drei Geräte liefen super», sagte Dunkel.
«Die Jungs haben alles gegeben. Leider hat uns die Übung von Glenn richtig nach hinten geworfen», sagte Bundestrainer Valeri Belenki. Der 22-Jährige sei mit durchgestrecktem Bein gelandet und habe selbst nicht gewusst, ob er weiterturnen solle. «Wir haben alle gedacht, da ist das Kreuzband weg», berichtete Belenki. Erste Untersuchungen bestätigten den Verdacht zunächst nicht. In der kommenden Woche soll es laut Bundestrainer eine MRT-Untersuchung geben, um eine genaue Diagnose zu stellen. «Es hat nicht geknackt, wie es sonst üblich ist bei einer solchen Landung beim Kreuzband. Es hat ein bisschen geknirscht», sagte Belenki.
Trebing war am Boden am Ende der zweiten Akrobatikreihe mit dem rechten Knie weggeknickt und signalisierte schon nach Abschluss seiner Übung das Aus. Danach turnte er zwar noch am Pauschenpferd, wurde von Belenki aber an den Ringen abgemeldet und durch Dauser ersetzt. Das Knie sei ihm zur Seite abgehauen, schilderte der Pechvogel sein Missgeschick.
Toba als Mentor
«Ich wollte fürs Team weiterturnen. Das Team war in dem Moment wichtiger, dafür wollte ich kämpfen», sagte Trebing und fügte an: «Da habe ich ja mit Andreas Toba einen guten Mentor. Der hat das schon mal vor mir gemacht.» Der 31-Jährige hatte in Rio in der Mannschafts-Qualifikation einen Kreuzbandriss erlitten und war danach noch am Pauschenpferd angetreten.
Das Verletzungspech beeinflusste EM-Debütant Kochan, der danach ans Gerät musste. Unter dem Eindruck misslang ihm gleich die erste Akrobatikreihe, im weiteren Verlauf fehlte ihm jegliche Sicherheit. «Natürlich hat es mich ein bisschen aus der Bahn geworfen, ich habe mich da sehr beeinflussen lassen», sagte der Cottbuser.
Als er dann aber meinte, es sei «unprofessionell» von ihm gewesen, sprang ihm Toba zur Seite. «Ich kann Dir kein unprofessionelles Verhalten vorwerfen», sagte der Team-Senior in Richtung des Debütanten und fügte an: «Ich persönlich, und ich denke, ich spreche das für die ganze Mannschaft, sind dankbar, dass du mitgeturnt hast und so geturnt hast bei deiner ersten EM für die Männer – das kann man dir gar nicht hoch genug anrechnen.»
Am Sonntag enden die Europameisterschaften mit den Gerätefinale bei den Männern. Der Olympia-Zweite Dauser hat an seinem Spezialgerät Barren berechtigte Medaillenhoffnungen, nachdem er am Samstag mit 15,533 Punkten seine beste Übung seit Tokio gezeigt hatte. Für das Finale der besten Acht am Pauschenpferd hat sich Dunkel qualifiziert.