Eine Darts-Frau gegen 23 Männer: Große Sherrock-Show?
Eine gegen alle! Im Darts-Kampf der Geschlechter hat Fallon Sherrock mal wieder die Chance, ein kleines Stück Sportgeschichte zu schreiben.
Beim prestigeträchtigen Finale der World Series in Amsterdam ist die 27-Jährige unter 24 Startern die einzige Frau und wird dementsprechend besonders im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Ihr derzeit großes Selbstbewusstsein drückte sie in diesen Tagen schon mal via Twitter aus, als sie auf Glückwünsche von Starspieler Michael van Gerwen antwortete: «Danke Michael, vielleicht spiele ich wieder gegen Dich!» Der an eins gesetzte van Gerwen gegen die an zwei gesetzte Sherrock – das könnte es bei dem am Freitag (19.00 Uhr/DAZN) beginnenden Turnier frühestens im Endspiel geben.
Vor rund einem Monat hatten der Niederländer und die Engländerin erst beim Nordic Darts Masters das Endspiel bestritten. «MvG», wie van Gerwen genannt wird, gewann zwar, richtete danach aber große Komplimente an die derzeit wohl beste Darts-Frau der Welt. «Sie war das ganze Turnier phänomenal. Sie hat mich härter herausgefordert als mancher Tourkarten-Inhaber. Sie ist nicht nur für das Damen-Darts ein Toptalent – sondern für den gesamten Darts-Sport.»
2019 «Queen of the Palace»
Mit dieser Meinung ist van Gerwen definitiv nicht alleine. Sherrock wurde im Dezember 2019 zur «Queen of the Palace», als sie als erste Frau ein WM-Spiel in London gegen einen Mann gewann – und danach direkt ein weiteres. Fortan verkaufte der Weltverband PDC die Erfolgsgeschichte als kleines Cinderella-Märchen und überhäufte Sherrock mit Wildcards für verschiedene Events. In diesem Jahr zahlt die Engländerin mit Leistung zurück: Sie führt die Weltrangliste der Frauen an und qualifizierte sich sportlich für drei Major-Turniere, darunter die WM (ab 15. Dezember).
«Es wird eine großartige Erfahrung, dorthin zurückzukehren. Besonders jetzt, da die Menschenmassen wieder zurückkommen», sagte Sherrock nach der erfolgreichen Qualifikation. Nachdem sie 2021 vor allem die Frauen-Tour prägte, hat sie nun bis Jahresende mehrere Chancen, ihr Können auch gegen die Männer-Elite zu beweisen. «Ich bin wirklich zufrieden damit, wie ich im Moment spiele», sagte Sherrock, die sich gemeinsam mit Lisa Ashton für immer mehr Frauen auf der Tour stark macht.
Duell mit Gabriel Clemens möglich
In Amsterdam könnte es für Sherrock (zunächst Freilos) am Samstag direkt zum Duell mit dem Deutschen Gabriel Clemens kommen, wenn dieser sein Erstrunden-Spiel gegen Krzysztof Ratajski aus Polen meistert. Der Saarländer sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Beim Nordic Darts Masters hat sie sehr, sehr gut gespielt. Sie hat bewiesen, dass sie da mithalten kann. Rein objektiv sieht man ihr den Druck in den Spielen nicht an.»
Dass die Frauen immer stärker in die bisherige Männerdomäne drängen, findet der «German Giant» nicht ungewöhnlich. «Warum nicht? Das zeigt, dass es egal ist, ob man Mann oder Frau ist oder welche Nationalität man hat. Beim Darts sind alle gleich», sagte Clemens. Er hoffe, dass Auftritte wie der von Sherrock am Wochenende immer mehr zur Normalität werde.