Rebeca Andrade aus Brasilien gewinnt den WM-Titel beim Sprung. Foto: Marijan Murat/dpa

Keine weitere Biles-Gala bei der Turn-WM

Antwerpen (dpa) – Der «Biles II» hat kein Glück gebracht. Ausgerechnet bei ihrem spektakulären neuen Element patzte US-Superstar Simone Biles und musste sich im Sprung-Finale bei den Turn-Weltmeisterschaften in Antwerpen mit Rang zwei hinter Olympiasiegerin Rebeca Andrade aus Brasilien begnügen. Und auch am Stufenbarren, an dem sie unter den vier Frauen-Geräten mit einmal WM-Silber bislang die wenigsten Medaillen gewonnen hat, reichte es nur zu Rang fünf.

Dunkel wird Siebter

Für Nils Dunkel endeten die Titelkämpfe in Belgien zwar ohne Medaille, aber mit einem persönlichen Erfolg. Im Finale am Pauschenpferd belegte der 26-Jährige aus Halle/Saale mit 13,766 Punkten den siebten Platz und verbesserte sich gegenüber der Qualifikation um einen Rang. «Ich habe mir einen Traum erfüllt. Ich habe gezeigt, was ich kann und bin sehr zufrieden», sagte der EM-Dritte von 2022 an diesem Gerät. 

Weltmeister wurde wie im Vorjahr Rhys McClenaghan aus Irland mit 15,100 Zählern. Den Titel am Stufenbarren sicherte sich erstmals die Chinesin Qiu Qiyuan mit 15,100 Punkten. Die weiteren Titel am ersten Tag der Geräte-Finals holten Artem Dolgopyat aus Israel mit 14,866 Punkten am Boden und der Chinese Liu Yang mit 15,233 Zählern an den Ringen.

Andrade verdrängt Biles

In einem spannenden Endkampf beim Sprung stahl Rebeca Andrade der favorisierten Simone Biles die Show. Als letzte von neun Turnerinnen zeigte die Mehrkampf-Weltmeisterin von 2021 zwei blitzsaubere Sprünge und verdrängte die lange führende Texanerin mit 14,750 Punkten von Platz eins.

Bis dahin hatte Biles, die als Erste an das Gerät musste, mit 14,549 Durchschnittspunkten trotz ihres Patzers auf ihr 22. WM-Gold hoffen dürfen. Die 26-Jährige zeigte zuerst den mit einem Ausgangswert von 6,4 schwersten Sprung des Frauen-Turnens, überdrehte ihn jedoch und fiel nach der Landung auf den Rücken. Dennoch erhielt die Ausnahme-Turnerin dafür 14,433 Zähler. 

In der Qualifikation hatte die 26-Jährige den Jurtschenko mit anschließendem Doppelsalto rückwärts gebückt noch mit einem kleinen Ausfallschritt gestanden und dafür 15,266 Punkte bekommen. Im Finale sowie in der Ausscheidung dafür müssen zwei unterschiedliche Sprünge gezeigt werden, deren Wertungen für das Endergebnis addiert und durch zwei geteilt werden.

Biles spricht am Sonntag

Biles wirkte einen Tag nach ihrem überlegenen Sieg im Mehrkampf wesentlich gelöster als in den Tagen zuvor, wenngleich sie über den US-Verband ankündigen ließ, sich erst nach den Finals am Sonntag wieder öffentlich äußern zu wollen. «Die Goldmedaille bedeutet alles. Es bedeutet Stärke, Mut, Kampf, Hartnäckigkeit», hatte sie Freitagabend erklärt. 

In Belgien bestreitet die 26-Jährige ihren ersten internationalen Wettkampf seit den Olympischen Spielen in Tokio, wo sie wegen mentaler Probleme fast alle Final-Starts abgesagt hatte. Zugleich sind es ihre ersten Weltmeisterschaften seit 2019 in Stuttgart. In Antwerpen hatte Biles vor zehn Jahren bei ihrem WM-Debüt ihren ersten Mehrkampf-Titel gewonnen. «Es war ein so langer Weg, hierher zurückzukehren und mich wohl und zuversichtlich zu fühlen, wieder an Wettkämpfen teilzunehmen. Ich habe hier vor zehn Jahren meine erste Weltmeisterschaft gewonnen und heute wieder, das ist wirklich etwas Besonderes», erklärte sie.