Lukas Windfeder (r) versucht, Kapitän Mats Grambusch zu trösten. Foto: Federico Gambarini/dpa

Finale verpasst – Grambusch: «Mir hat es das Herz zerrissen»

Mönchengladbach (dpa) – Der Trost kam von allen Seiten. Ausgerechnet der gebürtige Mönchengladbacher Mats Grambusch, Kapitän, Anführer und Kopf der deutschen Hockey-Nationalmannschaft hat sein Team um den Einzug ins Finale der EM in seiner Heimatstadt gebracht.

«Das ist eine tragische Geschichte, die nur der Sport schreibt», befand Bundestrainer Andre Henning nach dem dramatischen Ende des Halbfinale gegen England, das mit 4:5 im Shootout verloren ging. Der 30-Jährige wollte die Verantwortung nach einem zähen 0:0 über 60 Minuten übernehmen, trat als letzter Schütze an – und vergab. Nach den deutschen Hockey-Frauen bleibt nun auch dem Weltmeister nur noch das Spiel um Platz drei bei der Europameisterschaft.

Wohl keinem Spieler im Team hätten die Fans den Finaleinzug und EM-Titel mehr gegönnt als dem 30 Jahre alten Anführer. «Ich persönlich auch. Mats ist ein fantastischer Kapitän, so ein toller Mensch und ein Weltklasse-Hockeyspieler», sagte Henning. Die Mitspieler trösteten ihn, die Zuschauer feierten ihn auf der Runde durch den Hockeypark – und der unglücklichste Spieler im Stadion stellte sich auch als erster den Fragen.

Gegen Belgien um Platz drei

«Katastrophe, scheiße, schuldig – so fühle ich mich. Mir hat es das Herz zerrissen, hier in meiner Heimatstadt einen Penalty zu verschießen und die Mannschaft nicht ins Finale zu bringen. Das tut wahnsinnig weh», sagte Grambusch. Die Unterstützung von den Rängen habe ihm gutgetan. Aber er hätte den Fans und der Stadt so gerne mehr gegönnt. Im Finale stehen jetzt am Sonntag (15.00 Uhr) die Engländer und Titelverteidiger Niederlande. Die DHB-Auswahl trifft auf Olympiasieger Belgien im Spiel um Platz drei (12.30 Uhr).

Bei aller Enttäuschung zeigte sich das Team als fairer Verlierer und lobte die Engländer für ihre «Weltklasseleistung». Auch das sogenannte Trostspiel oder kleine Finale nimmt man gerne noch mit. «Wir wollen diesem fantastischen Publikum, das uns so getragen hat, zeigen, dass wir eine tolle Mannschaft sind», versprach der Bundestrainer. «Sobald wir die emotionalen Sachen abgehandelt haben, denken wir an dieses Spiel», sagte Grambusch.

Die Hoffnung auf mindestens ein Finale mit deutscher Beteiligung bei der Heim-EM hat sich damit zerschlagen. «Das ist keine Schande. Das gehört zum Sport. Natürlich hätten wir gerne zwei Finals gespielt, aber EM-Halbfinals sind 50:50-Spiele», sagte Henning. Auf dem Weg zum Gewinn der Weltmeisterschaft im Januar war sein Team in der K.o-Runde gegen England noch das glücklichere gewesen – und gewann im Shootout.