Gose und die letzte Medaillenchance in Japan
Fukuoka (dpa) – Eine Chance auf die Erfüllung ihres Medaillentraums hat Isabel Gose bei dieser WM noch.
Im Finale über 800 Meter Freistil will die beste deutsche Langstreckenschwimmerin noch einmal angreifen. Gold scheint an US-Schwimmstar Katie Ledecky vergeben, doch das Rennen um die weiteren Podestplätze ist offen.
Spätestens mit ihrem EM-Gold im vergangenen Jahr über 400 Meter und zwei weiteren Medaillen bei den kontinentalen Titelkämpfen in Rom hat sich Gose als deutsche Vorschwimmerin etabliert. Nach dem Karriereende der Olympia-Dritten Sarah Wellbrock (ehemals Köhler) steht die 21-Jährige noch mehr im Fokus. Sie und ihr Freund Lukas Märtens sind hinter Doppel-Weltmeister Florian Wellbrock die größten deutschen Schwimm-Hoffnungen für die Olympischen Spiele in Paris 2024.
Märtens zu Drucksituation: «Denke, damit komme ich super klar»
Größeren Druck spürt Gose durch das gestiegene öffentliche Interesse an ihrer Person und ihren Leistungen nach eigenen Angaben nicht. «Ich merke da wirklich gar nichts», sagte sie in den Katakomben der Marine Messe in Fukuoka. «Wir Sportler leben ja auch irgendwie von Anerkennung und davon, dass Leute auf einen schauen, motivieren und anspornen.»
Märtens sieht das ähnlich. «Ich denke, damit komme ich super klar», sagte er. Mit Blick auf seine WM-Bronzemedaille über 400 Meter und seinen deutschen Rekord im 800-Meter-Rennen ergänzte er: «Das haben wir ja jetzt auch gesehen. Es wird ja nicht weniger an Aufmerksamkeit. Ich denke, ich bin da schon relativ abgeklärt, was das angeht.»
Dass es anders als bei ihm für Gose noch nicht geklappt hat mit einer Medaille im Südwesten Japans, nimmt ihr nicht den Mut. Im Finale am Samstag (14.23 Uhr MESZ) will sie «befreit aufschwimmen». Über Edelmetall spekulieren will sie vorher nicht.
Dass die Form stimmt, zeigte sie auch ohne Podestplatz in den WM-Tagen bereits. Über 400 Meter stellte sie in 4:03,02 Minuten einen deutschen Rekord auf. Über 1500 Meter schwamm sie so schnell wie zuvor noch nie in ihrem Leben auf dieser Strecke bei einem Wettkampf.
Podestplatz möglich
«Die Idee ist, dass wir die Geschwindigkeit von den 400 Metern und die Ausdauerentwicklung von den 1500 Metern kombinieren und sie steht am Ende mit einer neuen Bestzeit da», sagte Bernd Berkhahn, der Gose, Märtens und Wellbrock in Magdeburg trainiert, zum 800-Meter-Rennen. Gelingt ihr das, könnte es für Edelmetall reichen.
Goses Bestzeit, aufgestellt im April in Berlin, steht bei 8:19,65 Minuten. Nur drei Schwimmerinnen waren in diesem Jahr bislang schneller. Natürlich Ledecky, die Australierin Ariarne Titmus und Erika Fairweather aus Neuseeland. Im Vorlauf am Freitag schwamm Ledecky wie immer vorne weg. Die Kandidatinnen für die weiteren Podestplätze lagen dicht beieinander – inklusive Gose, die sich vor dem Finale einen freien Abend gönnte.
Vierte Goldmedaille für Haiyang
Während sie sich auf die kommende Aufgabe vorbereitete, schwamm Märtens mit der 4×200 Meter-Staffel. Gemeinsam mit Rafael Miroslaw, Josha Salchow und Timo Sorgius belegte er den siebten Platz. Gold holte das Quartett aus Großbritannien. Schmetterlingsschwimmerin Angelina Köhler verfehlte in 25,88 Sekunden über 50 Meter als Elfte das Finale.
International glänzte erneut der chinesische Brustschwimmer Qin Haiyang. Der 24-Jährige stellte in 2:05,48 Minuten einen Weltrekord über 200 Meter auf und freute sich bereits über seine vierte Goldmedaille bei diesen Titelkämpfen. Auch die Australierin Mollie O’Callaghan hat seit Freitag viermal Gold. Die 19-Jährige siegte über 100 Meter Freistil.