Timo Barthel (r) und Lars Rüdiger holten sich in Budapest die Bronzemedaille vom Drei-Meter-Brett. Foto: Petr David Josek/AP/dpa

Timo Barthel in Hausdings Fußstapfen: «Wilde Fahrt vor mir»

Budapest (dpa) – Direkt nach dem Auftauchen fielen sich Lars Rüdiger und Timo Barthel am Beckenrand der Duna Arena in die Arme. Die Synchronspringer wussten da bereits, dass ihnen die Bronzemedaille vom Drei-Meter-Brett bei den Weltmeisterschaften in Budapest nicht mehr zu nehmen ist.

Wenig später standen sie lässig den Journalisten Rede und Antwort, während im Hintergrund Turmspringerin Christina Wassen mit Freudentränen in den Augen auf ihren Freund Lars wartete, um ihn in die Arme zu schließen.

Diese Medaille gleich zum Auftakt der Sprungwettbewerbe kam völlig überraschend. Das Duo trainiert erst seit Dezember zusammen. Rüdigers ehemaliger Partner, Rekordeuropameister Patrick Hausding, hatte seine Karriere beendet.

Jener Patrick Hausding, der für eine ganze Generation Wasserspringer in Deutschland eine Ikone, ein Vorbild war und dessen Fußstapfen unendlich groß zu sein scheinen. Und in die Barthel hineinstieg und sie im ersten WM-Wettbewerb «zumindest ein bisschen» ausfüllte, wie es Bundestrainer Lutz Buschkow formulierte.

Barthel: «Einfach unfassbar»

«Das klingt jetzt wahrscheinlich ein bisschen komisch, aber ich habe zu mir selbst bei den Sprüngen immer ‚Patrick Hausding‘ gesagt. Weil er für mich immer der ruhigste und coolste Springer gewesen ist, den ich kenne. Und das hat mich runtergefahren im Wettkampf, dass ich mich besser fokussieren konnte. Das hat meine Nervosität gesenkt», sagte der 26-Jährige – und es klang so etwas wie Ehrfurcht für seinen früheren Sprungpartner aus seinen Worten.

Immerhin schaffte Barthel mit Rüdiger etwas, was Hausding nie gelungen war: eine WM-Medaille im Synchronspringen vom Drei-Meter-Brett. Bei Olympia in Tokio gab es Bronze, aber nie bei Welttitelkämpfen. «Ich glaube, ich kann seit zwei Wochen nicht mehr schlafen, weil ich immer von dieser Medaille träume. Und jetzt das mit Lars geschafft zu haben, ist für mich einfach unfassbar», berichtete Barthel.

Er spürt nun keinen großen Erfolgsdruck mehr bei seinen weiteren WM-Auftritten. «Ich habe noch eine wilde Fahrt vor mir: Synchronspringen vom Turm, das Team-Event, das Ein-Meter-Brett und das Einzel vom Turm. Aber ich kann jetzt gelassener in die Wettkämpfe gehen», sagte Barthel.