Bedauert die fehlenden Live-Fernsehbilder zur Schwimm-WM: Bundestrainer Bernd Berkhan. Foto: Bernd Thissen/dpa

WM und niemand sieht’s: Schwimmen als TV-Auslaufmodell?

Budapest (dpa) – Florian Wellbrock und Co. schwimmen die erfolgreichsten Weltmeisterschaften seit vielen Jahren, doch der breiten Öffentlichkeit daheim bleiben Live-Bilder vorenthalten.

Im deutschen Fernsehen gibt es weder bei den Öffentlich-Rechtlichen noch bei Spartensendern Direkt-Übertragungen aus der ungarischen Hauptstadt. Versinkt eine olympische Kernsportart im Niemandsland?

Schon jetzt mehr Medaillien als 2019 und 2017

Der Eindruck muss zweifellos entstehen. Die fehlende TV-Präsenz enttäuscht die Protagonisten. «Das ist natürlich schade. Wir würden es gut finden, wenn unser Schwimm-Nachwuchs in Deutschland diese Meisterschaften verfolgen könnte. Wir glänzen nun mal hier und es macht uns Spaß, diese Meisterschaften zu erleben und ich glaube, am Fernseher auch», sagte Langstrecken-Bundestrainer Bernd Berkhahn. Die WM-Silber-Rennen von Lukas Märtens (400 Meter Freistil), Anna Elendt (100 Meter Brust) und Florian Wellbrock (800 Meter Freistil) waren ebenso eine Werbung für den deutschen Schwimmsport wie viele andere Finals mit teilweise guten deutschen Platzierungen.

«Man sieht, wenn man an seine persönlichen Bestleistungen herankommt, dass man dann auch gute Finalchancen hat. Auch weil in einigen Feldern das Niveau nicht ganz so hoch ist wie vermutet. Unsere Athleten nutzen diese Möglichkeiten. Das ist toll, das macht Spaß», sagte Berkhahn. Auch mit dem Blick darauf, dass es noch weitere überaus erfolgversprechende Rennen von Florian Wellbrock über 1500 Meter Freistil und ab Sonntag im Freiwasser gibt.

«Deshalb wäre es schon wünschenswert gewesen, wenn das Öffentlich-Rechtliche berichtet hätte. Aber so ist es nun mal. Damit müssen wir uns abfinden», sagte Berkhahn. Schon jetzt hat das deutsche Beckenteam mehr Medaillen gesammelt als 2019 und 2017.

Schwimm-WM ohne Präsenz im deutschen Fernsehen

ARD und Eurosport haben für die Weltmeisterschaften keine Übertragungs-Rechte. Die liegen beim ZDF. Aber: «Durch die Kurzfristigkeit der Ansetzung haben wir uns entschieden, nur nachrichtlich zu berichten in einem sehr intensiven Sportjahr. Unsere Kapazitäten sind begrenzt», sagte ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann der Deutschen Presse-Agentur.

Die WM, die eigentlich im japanischen Fukuoka stattfinden sollte, war wegen der Corona-Pandemie ins kommende Jahr verschoben worden. Anfang Februar sprang dann aber Budapest zusätzlich als Ausrichterstadt der WM 2022 ein – allerdings im Juni statt im Mai.

«Vielleicht kommen auch wieder internationale Meisterschaften demnächst, die übertragen werden», sagte Berkhahn und wurde wie die Athleten von Fuhrmann beruhigt. «Der Stellenwert des Schwimmens ist nicht verloren. Das sieht man daran, wir übertragen bei den Finals an diesem Wochenende und den Europameisterschaften in Rom und werden das auch wieder bei den Weltmeisterschaften machen», sagte der ZDF-Sportchef.

Durchaus ein Trost, wenngleich ein schwacher für die Athleten. «Es ist schade, dass die WM keine Präsenz hat im deutschen Fernsehen. Aber es sind diese Woche noch die Finals, die übertragen werden. Wir sind über jede Sendeminute froh», sagte Brustschwimmer Lucas Matzerath und Anna Elendt ergänzte: «Wer es sehen wollte, hat irgendwo Livestreams gefunden. Und bei den Finals am Sonntag kann man uns dann auch mal an einem Tag sehen.» Im Rahmen der Finals in Berlin finden parallel die deutschen Schwimm-Meisterschaften statt.