Bei der Siegerehrung bleibt Lukas Märtens weiter fokussiert und zeigt dennoch Freude über seinen zweiten Platz. Foto: Jo Kleindl/dpa

WM-Erfolg: Märtens hat nach Silber nicht genug

Budapest (dpa) – Lukas Märtens hatte kaum Zeit, seinen Silber-Coup bei der Schwimm-WM ausgiebig zu genießen.

Eine Hotel-Feier mit dem Team inklusive Kuchen «mit einem kleinen Feuerwerk» war drin, um zahlreiche Gratulanten konnte sich der 20-Jährige aber nicht mehr kümmern. «Die Nachrichten habe ich noch gar nicht angeguckt. Es sind mehrere hundert», sagte Märtens in Budapest. Sein zweiter Platz über 400 Meter Freistil tags zuvor bescherte dem Deutschen Schwimm-Verband einen nahezu perfekten Start in die WM und sorgte für einen Stimmungsbooster gleich zu Beginn. Rund 16 Stunden nach seinem größten Karriereerfolg sprang Märtens schon wieder ins Becken.

Harter Montag für Märtens

«Ich habe den Samstag einigermaßen gut weggesteckt, die Beine sind aber immer noch etwas schwer», sagte er nach seinem Halbfinaleinzug im 200-Meter-Rennen und lächelte. Am Nachmittag schwamm Märtens dann als Siebter sogar ins Finale und verschaffte sich selbst ein Mammutprogramm für den Montag. Zunächst tritt er im stark besetzten Vorlauf über 800 Meter an, am Abend folgt das 200-Meter-Finale. «Das wird ein harter Tag», sagte Märtens.

Die 200 Meter sind für ihn zwar nur eine Nebenstrecke. Im WM-Endlauf will er aber natürlich trotzdem alles raushauen – auch wenn er nicht zu den Favoriten gehört. Im Rennen über 800 Meter zählt der Weltjahresbeste auf dieser Distanz dagegen zu den Medaillenkandidaten – genau wie sein Magdeburger Kumpel Florian Wellbrock. Der Freiwasser-Olympiasieger trainierte am Sonntag im Wettkampf-Becken und übte fleißig Wenden.

«Ich kann mir eigentlich keinen besseren Trainingskollegen vorstellen als Florian. Wir pushen uns gegenseitig», sagte Märtens. In seiner aktuellen Super-Form, die sich unter anderem mit drei Weltjahresbestzeiten in diesem Frühjahr schon angedeutet hatte, ist dies nun auch auf allerhöchstem Wettkampfniveau möglich. Der WM-Auftakt hat gezeigt: Deutschland hat neben Doppel-Weltmeister Wellbrock einen weiteren Medaillenschwimmer auf den langen Freistilstrecken.

Viel Fokus, wenig Emotionen

Märtens hat sich in seiner Heimat ein perfektes Umfeld aufgebaut. Er ist in Magdeburg aufgewachsen, hat seine Familie in der Nähe. Mit Freundin und Schwimmkollegin Isabel Gose wohnt er direkt an der Trainingshalle. Viel besser geht es nicht.

Der Sportsoldat tritt wie Wellbrock rund um seine Wettkämpfe extrem fokussiert auf. Oft wirkt er regelrecht unterkühlt. Auf dem Podest in der Duna Arena reckte er kurz die Arme in die Höhe. «Das ist für Lukas schon eine ganze Menge Emotion», sagte Bundestrainer Bernd Berkhahn und lachte.

Märtens musste sich am Samstag in einem packenden Rennen mit seiner Zeit von 3:42,85 Minuten nur Goldgewinner Elijah Winnington aus Australien geschlagen geben. «Für uns ist es ein Sieg», sagte der Magdeburger Erfolgscoach Berkhahn mit Stolz. Und es könnte durchaus noch mehr geben. «Die 800 und 1500 Meter gehe ich noch mal richtig an, dass ich da vielleicht noch mal eine Medaille hole», sagte Märtens.

Wellbrocks erste Prüfung

Während er sein WM-Edelmetall aus den Händen von IOC-Präsident Thomas Bach bereits erhalten hat, steht für Wellbrock am Montag der erste WM-Auftritt an. Für den 24-Jährigen ist es der Auftakt in zehn actionreiche WM-Tage mit bis zu fünf Medaillenchancen im Becken und im Freiwasser.

Gleich mit dem ersten Rennen hat Wellbrock noch eine Rechnung offen. Bei den vergangenen Weltmeisterschaften schied er als Mitfavorit bereits im Vorlauf über 800 Meter aus, auch bei Olympia reichte es nicht für einen Podestplatz. Diesmal will er aufs Treppchen. «Das ist mein Anspruch», stellte Wellbrock klar. Sollte das für ihn oder Märtens klappen, gibt es im Mannschaftshotel auf der malerisch in der Donau gelegenen Margareteninsel womöglich den nächsten Feuerwerkskuchen.