Rennen der Rekorde beim Triathlon in Roth
Roth (dpa) – Jan Frodeno gratulierte dem Räuber seiner Roth-Rekordmarke im Ziel als Erster. Der deutsche Triathlon-Topstar kühlte den erschöpften Riesen Magnus Ditlev schnell mit Wasser ab und schoss ein gemeinsames Selfie.
In einem denkwürdigen Rennen hatte der 1,95 Meter große Däne zuvor die als Weltbestzeit angesehene Frodeno-Zeit von 2016 in 7:24:40 Stunden um sagenhafte knapp elf Minuten unterboten. «Es ist verrückt. Ich habe nicht erwartet, so schnell zu sein», sagte Ditlev.
Vor dem neuen Rekordmann verneigte sich auch der erneut geschlagene Patrick Lange, der sagte: «Magnus Ditlev ist wirklich der König von Roth. Er ist einfach so ein unfassbar starker Athlet, da muss ich mich einfach mit dem zweiten Platz zufriedengeben.»
Emotional im Ziel
Lange hatte sich in der Stimmungsarena in Roth auf den letzten Metern von den Massen ausgiebig feiern lassen und durchbrach so auch wegen einer Toilettenpause denkbar knapp in 7:30:04 Stunden die Siebeneinhalb-Schallmauer nicht. Das ärgerte ihn «natürlich» doch ein bisschen, als er den Blick auf die Anzeigentafel richtete. Dritter wurde der Amerikaner Ben Kanute. Sebastian Kienle hatte mit dem Ausgang an der Spitze des Rennens als 14. bei seinem letzten Roth-Auftritt als Profi nichts zu tun.
Emotional wurde es im Ziel dennoch: Mit seinem kleinen Sohn im Arm winkte er dem Publikum, ehe sich die drei ehemaligen deutschen Hawaii-Dominatoren Kienle (Sieger 2014), Frodeno (2015, 2016 und 2019) und Lange (2017 und 2018) zum gemeinsamen Foto fürs Erinnerungsalbum postierten. «Ich muss immer lachen, wenn Sportler sagen, sie müssen erst was realisieren», sagte Kienle. Genau das müsse er aber jetzt.
Auch bei den Frauen wurde großer Triathlonsport insgesamt etwa 300 000 Zuschauern entlang der Strecke geboten. Anne Haug verpasste den erhofften Heimsieg-Hattrick als Zweite nach einer wieder beeindruckenden Aufholjagd beim Laufen. An Daniela Ryf kam die 40-Jährige, die mit über 20 Minuten Rückstand auf die fünfmalige Ironman-Weltmeisterin auf die Laufstrecke gegangen war, aber nicht ran.
Ryf liefert Machtdemonstration ab
Die 36-Jährige lieferte eine Machtdemonstration ab und gewann ebenfalls in Rekordzeit: Ryf benötigt 8:08:21 Stunden und löste damit die ehemalige Triathletin Chrissie Wellington aus Großbritannien ab, die 2011 auch in Roth 8:18:13 Stunden gebraucht hatte. «Es fühlt sich ganz speziell an», sagte die dreimalige Roth-Siegerin Ryf. Dieser Rekord sei das letzte gewesen, was sie noch nicht erreicht hatte. Dritte wurde bei ihrem Roth-Debüt Laura Philipp.
Die Bedingungen für die Rekordjagd waren perfekt. Die aufgehende Sonne spiegelte sich am am Morgen im glatten Wasser des Main-Donau-Kanals, bei 21,7 Grad Celsius durften auch die Profis mit Neoprenanzügen schwimmen: Mehr Auftrieb, mehr Geschwindigkeit. Ryf hatte es schon am Donnerstag prophezeit: Wer gewinnen will, wird auch Weltbestzeit schaffen.
Bei den Männern hatte der diesmal als Kommentator arbeitende Frodeno 2016 in Roth 7:35:39 Stunden benötigt. Zwar war der neue Triathlon-Star Kristian Blummenfelt aus Norwegen 2021 im mexikanischen Cozumel nach famosen 7:21:11 Stunden ins Ziel gekommen. Das Rennen wird wegen der starken Strömung und Schwimmzeiten unter 40 Minuten aber kritisch gesehen. In der Szene gilt: Roth steht für die Weltbestzeiten. Was Ditlev und Ryf eindrucksvoll belegten.
«Bedeutet mit sehr, sehr viel»
Auf dem Rad wechselte sich Ditlev mit der Führung mit dem französischen Vizeweltmeister Sam Laidlow ab, beide blieben unter der Vier-Stunden-Schallmauer. Nach ein paar Kilometern auf der Laufstrecke verschärfte Ditlev aber das Tempo, Laidlow musste abreißen lassen und fiel mit Wadenproblemen immer weiter zurück.
Von hinten drängte Lange. Rund 18 Kilometer vor dem Ziel zog er an Laidlow vorbei, fair klatschten beide sich kurz ab. Nun war nur noch Ditlev vor ihm, wie vor einem Jahr. Er kam aber erneut nicht ran, auch wenn Ditlev mit Blumen in der Hand in der Rother Triathlon-Arena Zuschauer abklatschte und die letzten Schritte zum Ziel mit dem Blick auf seine Rekordzeit genoss: «Das bedeutet mit sehr, sehr viel.»