Paradiesinsel – Madeira
11 Tage auf Madeira oder wie man sich eine Auszeit vom Winter nimmt.
Pico do Arieiro und Pico das Tores
Dieses Jahr wollten wir uns die nasskalte Winterzeit etwas versüßen und entschieden uns nach Madeira zu fliegen. Von Frankfurt Flughafen 3,5h Flug, das ist eigentlich gar nicht so weit!
Wir planten mit Sonne und einer gehörigen Portion Vitamin D.
Leider gab es dann 11 Tage lang Regen.
Aber wie Bob Marley sagt: Manche Menschen spüren den Regen, andere werden nur nass.
Bestes Wetter noch bei der Landung, übrigens auf einer beeindruckenden Landebahn auf Stelzen! Es handelt sich um einen der gefährlichsten Flughäfen der Welt… 30min Autofahrt, die ersten Begegnungen mit ungewöhnlichen langen Tunneln und verdammt steilen Straßen. und schon sind wir in unserer Unterkunft in Santana im grünen Norden der Insel.Es regnet, ok, passiert. Die Wohnung ist riesig aber brrrr… kalt und feucht! Also schnell auspacken, und raus auf die erste Entdeckungstour nach Lourenço. Die Halbinseln ist sehr naturbelassen und angeblich sehr trocken…
Wir parken, es schüttet wie aus Kübeln und der Wind heult ums Auto. Touris eingewickelt in Regencapes. Eins zwei drei und raus!… Enttäuscht werden wir nicht, es ist wunderschön hier und irgendwann hört es auch endlich auf zu regnen. Eine atemberaubende Steilküste. So schlimm war der Regen auch gar nicht, wäre da nicht die Erwartung gewesen sich die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen und nur im T-Shirt über die Insel zu rennen.
Tag 2: Es regnet, ok erst der erste volle Tag hier, irgendwann wird‘ s schon besser… Jacke anziehen, Schuhe binden und los. Direkt über unserem Dorf sind zwei Kessel bekannt als Caldeirao Verde, Caldeirao del Inferno. Beide sind durch einen Levada verbunden und für ihre Wasserfälle bekannt. Die Levada sind kleine Wasserkanäle, die auf Madeira überall entlang der Bergketten auf verschiedenen Höhen zu finden gibt. Erbaut wurden sie im 15. Jahrhundert, denn scheinbar ist Wasser auf der Insel Mangelware.Lange ist der Weg nicht (ca. 20km flach), trotzdem werden wir über 4h draußen verbringen. Einfach zu gehen ist es nicht, manchmal abschüssig und eng (aber gesichert), mehrere niedrige nasse Tunnel sind zu queren, es ist überall schlammig nass und beeindruckend grün… Und wir haben zahlreiche Bilder geschossen…Nass und dreckig aber glücklich fahren wir nach Hause.
Tag 3: Es regnet immer noch…Das kann nicht wahr sein. Die Vermieterin hat vor glitschigen Wegen bei der Nässe gewarnt. Egal wir wollen heute nach oben! Schließlich startet die Strecke des Skyrace Madeira direkt vor unserer Haustür.
Das Skyrace Madeira ist eine 55k lange Strecke mit 4100hm, die zu den schwersten der Skyrunning World Serie gehört
Es warten erst einmal 1500hm Anstieg auf uns. Der Weg ist urig, Regenwaldatmosphäre, …und tatsächlich verdammt rutschig. Meine Schuhe halten ganz gut aber Anna fühlt sich wie auf Eis. Wirklich schön hier. schade, dass die Ausblicke von Nebel und Wolken verhängt sind!
Oben ist es etwas heller. Von Sonne aber keine Spur aber zumindest regnet es nicht! Der Pico Ruivo (höchster Berg Madeiras) schenkt uns heute leider keinen Ausblick über die Insel. Wir schauen auf den Weg nach Arierro leider auch ohne Sicht… Wir laufen zurück. Anna hat sehr mit dem Downhill zu kämpfen, ihre Schuhe haben auf dem Boden keinen Halt und nach einem Sturz ist dann auch gar kein Vertrauen mehr da… Im schneckentempo geht es runter… Die Inseln ist nicht einfach, aber ich leibe herausfordernde Spielplätze
Tag 4: Es regnet! Langsam reichts! Wir nehmen das Auto und fahren Richtung Süden: nach Funchal. Wir wollen unsere Knochen trocknen! Kaum haben wir den Flughafen erreicht, scheint die Sonne! Das kann nicht wahr sein. Wir verbringen den ganzen Tag in der Hauptstadt. Wir erzählen den Einwohner, dass wir für die Sonne hergefahren sind, weil es in Santana keine gibt… Ihre Antwort ist eindeutig: ach Santana, dort ist ruhig und grün… sehr grün… die haben dort kein Problem mit dem Wasser… ok. Verstanden.
Tag 5: Es regnet… Kein Witz! Wir fahren hoch und parken nahe am Pico Ruivo. Wir sind mitten in der Wolke. Langsam verabschieden wir uns von der Vorstellung einer Sonneninsel. Immerhin ist es nicht bitterkalt. Obwohl, wie kalt ist es eigentlich? Wir sind hier irgendwie die einzigen in kurzer Hose und ohne Winterjacke und Bergausrüstung. Heute wollen wir vom Ruivo rüber zum Arreiro… 5 Tunnel, eine Million Stufen (mindestens) und wir sind in Arreiro. Das Problem ist, alle Stufen sind glitschig nass und die Schuhe von Anna halten immer noch nicht… Ich hatte vor eine große Runde zu machen, aber ich begleite sie lieber zurück… Ein kleinen Abstecher übers Skyrace baue ich dennoch… Jetzt verstehe ich warum das Ding mal ein Skyrace Extrem war… Klettern ist hier Pflicht! Stöcke nützen nichts besser ist es, sich überall mit den Händen festzuhalten…
Tag 6: Es regnet… aber sagen wir mal, nicht so stark. Leichter Regen ist unsere neue Sonne! Wir wollen zum Ozean. Wir parken am Hotel Quinta do Furao und laufen die Strecke vom Skyrace (mit einer kleinen Abkürzung). Heute habe ich die falsche Wahl bei den Schuhen getroffen… es ist tatsächlich wie auf Eis… Anna ist heute mit Vibram-Sohle unterwegs und fragt mich was denn so schwer ist? Sie hat Halt ohne Ende! Direkt nach der Bachquerung fängt es wieder an aus Kübeln zu regnen… So einen Regen gibt es auf dem Kontinent nicht. Innerhalb von 2min ist alles durchnässt. Wir hätten auch gleich durch den Bach schwimmen können anstatt von Stein zu Stein zu springen. Ein bisschen fluchen und einfach weiter. Embrace the rain.
Zu unserer Überraschung beenden wir diese wunderschöne Runde unter SONNENstrahlen.
Ich bin voll motiviert und will abends noch für den Sonnenuntergang auf die Spitze der Insel laufen… Ich brauch glaub ich nicht mehr erklären, dass es in Santana schon wieder regnet 😀 also schnell raus und hoch! Und tatsächlich bin ich oben zum ersten Mal OHNE Wolken! eine Sicht über Kilometer! Es ist ein Traum! Der Weg nach unten, wieder hinein in die Wolken und den Dauerregen fordert meine maximale Konzentration… Dank meiner treuen Petzl komme ich nach insgesamt 3,5h unversehrt nach Hause. Ich bin begeistert. Mein Körper kann doch noch was!
Tag 7: Draußen gibt es flüssigen Sonnenschein. Wir fahren nach oben zm Parkplatz des Pico Ruivo bei 1600müNN und das Wetter ist tatsächlich besser… Weniger Wolken als sonst, kein Regen hier oben heute, wow!
Pico Ruivo, Pico Arreiro dieses Mal zügiger, nicht so glitschig, mit dem passenden Schuhwerk und daher noch ein Stück weiter über den Pico deo Cedros hinaus… Wir sind langsam auch an die Höhe gewöhnt aber mein Abendslauf gestern, der hat mich schon Kraft gekostet. Ich bin heute nicht in der Lage die geplante längere Runde zu machen… Ich benötige eine Pause.
Tag 8: ich überlasse dir die Wettervorhersage ;-).
Wir wollen uns die Mitte der Insel anschauen. Auf der Suche nach Sonne… Vergebens!! Das Wetter ist sogar noch schlimmer. Wir sehen überhaupt nichts… Eine kleine Runden zum Ruivo do Paul mit einem Aussichtsfoto in perfektem Grau… Die Sichtweite liegt bei 10m! Wir nehmen ist mit Humor J genauso wie die Dornen die einem hier die Schienbeine und Oberschenkel aufschürfen.
Eine zweite Runde bei Rabacal zu den 25 Quellen. Sehr empfehlenswert. Schöne Levadas, wunderschöne Wasserfälle. Die Strecke die ich über Movescount gezeichnet hat bringt uns immer tiefer von Levada zu Levadas. Am Ende kommt ein 1,2km langer Tunnel! In der Mitte sieht man die Ausgänge nicht mehr! Beeindruckend. Am Ende des Tunnels gibt es echtes Licht, Sonnenlicht! Endlich!!! Hoch zum Auto. Weiter nach Puerto Moniz. Wir sind leider zu durchgefroren für die Natur-Schwimmbäder…
Tag 9: Kein Kommentar zum Wetter… Heute Adlerfelsen!
Mit Start in Faial kann man auf einen wunderschönen Berg steigen, er heißt: Penha di Aguia. Die Runde ist kurz und knackig: 6,5km mit 600hm, am Ende geht es lange flach durch das Dorf. Der Abstieg ist technisch aber spielerisch. Auf jeden Fall ein Muss am Erholungstag!
Tag 10: In Santana regnet es, also laufen wir wieder nach oben! Schließlich haben wir uns diese Wohnungslage ausgesucht weil wir möglichst oft die Inselspitze besuchen wollten. Und dieses sind wir im wahrsten Sinne des Wortes ÜBER DEN WOLKEN! Es ist windig aber soooo schön, dass wir erst später an den gefrorenen Pfützen merken dass die Temperaturen teilweise um die Null Grad liegen! Ich zeige Anna ein weiteres Stück des Skyrace: NIE IM LEBEN im Rennmodus! Alles klar! Ich finde es lustig, aber ich sehe die Strecke heute auch zum zweiten Mal…
Für den technischen Downhill hat Anna keine Kraft mehr: also lassen wir uns von einem netten deutschen Wandererehepaar nach Santana mitnehmen. Vielen Dank!
Tag 11: Wir fahren wieder nach oben. Oben gibt es Kaiserwetter! Wir sind inzwischen beide zu müde um wirklich zu laufen. Egal wir joggen wann wir können und wandern wann wir müssen oder um einfach zu genießen. Kurzer Besuch dem Pico Ruivo und dann geht es Richtung Encumeada. Die Sonne tut uns echt gut, wir wissen, dass die Reise leider fast zu Ende ist. Es war wieder viel zu kurz!
Tag 12: Kurz vor dem Abflug noch einmal hoch zu unserem inzwischen guten Freund Pico Ruivo. Er beschenkt uns zum Abschied mit traumhaften Ausblicken über die Insel! Dann geht s weiter zum Flughafen…
Zusammenfassung: Wunderschöner Trail-Urlaub auf technischen aber sehr spielerischen Wegen. Der Sonnenschein hätte gerne weniger flüssig sein können aber dafür gab es wenig Touris auf der Insel. Und Santana war von der Lage her optimal, um das Skyrace zu erkunden und so oft wie möglich auf die Spitze der Insel zu gehen, ohne unnötig Urlaubszeit im Auto zu verbringen. Madeira, wir sehen uns wieder! :-p
Quelle: Thibaud Clipet