Hawaii 2022: Novum-Ausgabe mit bewegenden Lebensstorys
Kailua-Kona (dpa) – Es kommt zum WM-Novum auf Hawaii. Erstmals wird es zwei Ironman-Rennen geben. Am Donnerstag angeführt von den Profi-Frauen mit deutschen Podest- und Titelchancen, am Samstag von den Profi-Männern. Reißt dort die deutsche Serie auf dem Ali’i Drive in Kailua-Kona? Berufsathletinnen und -Athleten neben Hobby-Sportlern, das ist auch die Ironman-WM. Und gerade im diesmal riesigen Altersklassen-Feld finden sich bemerkenswerte Lebenswege.
Warum die Profi-Frauen und -Männer nicht mehr zusammen starten
Die Ursache heißt Corona. Durch die Pandemie musste die WM auf Hawaii 2020 und 2021 abgesagt werden. Der Titel aus dem Vorjahr wurde zwar bei einer Nachhol-Veranstaltung im Mai dieses Jahres in St. George im US-Bundesstaat Utah vergeben. Viele Altersklassenstarter, die das Gros der Teilnehmer auch auf Hawaii immer ausmachen, haben sich ihre durch eine Qualifikation bei einem anderen Ironman weltweit schwer erkämpften Hawaii-Startplatz aber aufgehoben. Die Folge: Statt der sonst eher üblichen 2500 Frauen und Männer können diesmal über 5000 antreten.
Wie die Chancen auf einen weiteren deutschen Sieg stehen
Bei der bisher letzten Hawaii-Ausgabe 2019 gewannen Anne Haug und Jan Frodeno. Für Haug (39) war es der erste WM-Triumph, sie krönte sich zudem als erste deutsche Frau. Frodeno (41) siegte zum dritten Mal und setzte die 2014 durch Sebastian Kienle begonnene Serie deutscher Hawaii-Erfolge fort. Kienle wird auch wieder dabei sein im Gegensatz zu Frodeno, der seinen Start verletzungsbedingt hatte absagen müssen.
Kienle (38) schätzt seine Siegchancen aber nur auf fünf Prozent ein. Patrick Lange (36) ist der andere Champion der schwarz-rot-goldenen Ära. Bei einem Radsturz im Februar verletzte er sich die Schulter, musste für die Nachhol-WM in St. George absagen. Eine Corona-Infektion raubte ihm im Juli viel Trainingszeit. Alle, auch die weiteren deutschen Teilnehmer werden sich vor allem mit einem messen müssen: Utah-Sieger, Olympiasieger, Kurzstrecken-Weltmeister und Super-Dominator Kristian Blummenfelt (28). Für den Norweger wird es allerdings das Hawaii-Debüt.
Bei den Frauen zählt neben Haug vor allem auch Laura Philipp (35) zum Favoritenkreis. Sie ist die schnellste Frau über die Ironman-Distanz und auch über die halbe Strecke. Und sie will sich für das Verpassen der WM im Mai wegen einer Corona-Infektion entschädigen. Doch wie bei den Männern ist auch bei den Frauen die Konkurrenz enorm: die Schweizerin Daniela Ryf (35), Siegerin von Utah, insgesamt fünfmalige Ironman-Weltmeisterin oder die Britin Lucy Charles-Barclay (29), verletzt im Mai und dreimalige Vizeweltmeisterin von Hawaii, um nur zwei zu nennen.
Wo man die WM anschauen kann
Zum einen natürlich vor Ort. Inflation, zwei Jahre Ausfall und das diesjährige Massenevent haben die Preise allerdings noch mal steigen lassen. Ironman selbst überträgt das Event an beiden Tagen bei Ironman World Championship 2022 LIVE auf Facebook. Das ZDF zeigt am Donnerstag und Samstag jeweils von 18.15 Uhr an via Livestream, bei der Entscheidung der Frauen in der Nacht auf Freitag berichtet «sportstudio live im ZDF von 00.45 Uhr bis 03:30 sowie beim Männer-Rennen in der Nacht auf Sonntag von 00.25 bis 3.00 Uhr.
Bemerkenswert, besonders, beeindruckend
Jünger als die 19 Jahre alte Kanadierin Rachel Welsford ist keine und keiner der über 5000 Starterinnen und Starter. Und er ist der älteste: Warren Hill, 82 Jahre alt. Qualifiziert, nachdem er bei der letzten Hawaii-Ausgabe 2019 seine Altersklasse – 80 bis 84 Jahre – gewonnen hatte.
Doch da ist auch der über zwei Meter große ehemalige belgische Basketball-Profi Sebastien Bellin, der 2016 bei den Anschlägen in Brüssel schwere Beinverletzungen erlitten hatte. Oder der ehemalige Super-Bowl-Gewinner und NFL-Profi Dallas Clark. Oder erneut der «Tagesschau»-Sprecher Thorsten Schröder nach erfolgreicher Qualifikation bei der EM in Frankfurt/Main in diesem Jahr. Oder Chris Nikic, der als erster Triathlet mit Down-Syndrom einen Ironman beendete und nun seine Hawaii-Premiere schaffen will. Sein Motto: Jeden Tag ein Prozent besser werden. Oder auch der Brite Sam Holness, 29 Jahre alt und Autist, Spitzname «Super Sam».