Florian Wellbrock holte bei der Kurzbahn-Europameisterschaft in Russland Silber über 800 Meter. Foto: Sergei Grits/AP/dpa

Tokio-Champion Wellbrock glänzt bei Kurzbahn-EM

Die Form stimmt, die WM kann kommen: Mit der Power und dem Selbstvertrauen des Olympiasiegers hat Florian Wellbrock seine internationale Top-Verfassung eindrucksvoll bestätigt.

Bei der EM in Kasan schnappte sich der 24 Jahre alte Freistilschwimmer zunächst souverän den Titel über 1500 Meter und holte damit erstmals Gold bei einem großen Event auf der 25-Meter-Bahn. Zum Abschluss ließ er in einem packenden Duell mit Dauerkonkurrent Gregorio Paltrinieri Silber über 800 Meter folgen. Zu Gold fehlte in deutscher Rekordzeit von 7:27,99 Minuten die Winzigkeit von fünf Hundertstelsekunden auf den Italiener.

Fair klatschte Wellbrock nach der Schwimm-Show mit Paltrinieri ab und pustete ein paarmal kräftig durch. «Bei der Zeit zu dem Zeitpunkt kann man echt nicht meckern», sagte Wellbrock. «Es war echt ein schnelles Rennen. Deswegen kann ich hier heute erhobenen Hauptes rausgehen und mit dem Rennen an sich sehr, sehr zufrieden sein.» Sein Fazit der EM: «Es hat wirklich Spaß gemacht.»

Auch Gose und Schwarz mit je zwei Medaillen

Neben Wellbrock glänzten beim kontinentalen Kräftemessen auch dessen Magdeburger Teamkollegin Isabel Gose und Sven Schwarz aus Hannover mit je zweimal Edelmetall. Dank der drei Erfolgsgaranten in Russland fliegt das deutsche Team mit einmal Gold, einmal Silber und viermal Bronze nach Hause. Vor zwei Jahren in Glasgow hatte es einmal Gold, fünfmal Silber und zweimal Bronze gegeben.

Marco Koch war damals Dritter über 200 Meter Brust geworden. Diesmal hatte er als Sechster mit der Medaillenvergabe nichts zu tun. Auch die anderen deutschen Schwimmer im insgesamt jungen Team konnten nicht ganz vorne mithalten.

Für Wellbrock war die Europameisterschaft auch ein Test für die Weltmeisterschaft vom 16. bis zum 21. Dezember in Abu Dhabi. Der Olympiasieger über zehn Kilometer im Freiwasser und Tokio-Bronzegewinner über 1500 Meter im Becken will sich auch auf der Kurzbahn in der Weltspitze etablieren – damit legte er gut los. In 14:09,88 Minuten stellte er auch über 1500 Meter bei seinem Titel eine deutsche Bestmarke auf und besiegte Paltrinieri souverän.

Neben dem derzeit besten deutschen Schwimmer überzeugten auch die beiden 19-jährigen Gose und Schwarz. Freistilschwimmer Schwarz war nach seinem starken Bronze-Rennen bei Wellbrocks Sieg selbst überrascht und begeistert. Im 800-Meter-Rennen zeigte er seine starken Schlussspurt-Qualitäten erneut und wurde wieder Dritter.

Der Hannoveraner, den Wellbrock anerkennend als einen «von den jungen Wilden» bezeichnete, hatte im Frühjahr noch mit einer Corona-Infektion zu kämpfen gehabt und die Olympischen Spiele verpasst. Umso größer war nun seine Freude.

Ungar Szabo mit drei Titeln und Weltrekord

Gose hatte bereits bei Olympia mit Platz sechs über 400 Meter Freistil auf sich aufmerksam gemacht. In Russland durfte sie nun zunächst über Bronze über die doppelte Distanz jubeln, ehe sie an einem für sie außergewöhnlich stressigen Sonntag erneut Dritte wurde.

«Ich war einfach so glücklich gerade, als ich auf die Anzeigetafel geguckt habe», sagte sie nach dem 400-Meter-Rennen. Keine 30 Minuten zuvor war Gose Siebte über 200 Meter geworden. «Hätte ich danach kein Rennen mehr gehabt, hätte ich wahrscheinlich angefangen zu heulen», sagte sie und konnte nach dem anschließenden Erfolg darüber lachen.

International setzte unter anderem der Ungar Szebasztian Szabo mit drei Titeln und einem Weltrekord über 50 Meter Schmetterling in 21,75 Sekunden Maßstäbe. Am Schlusstag stellte Ilja Schymanowitsch aus Belarus über 50 Meter Brust in 25,25 Sekunden ebenfalls eine Weltbestmarke auf.