Ein Jahr zum Vergessen findet noch ein gutes Ende

Was für ein Jahr, nach Corona im Dez. 2021 bin ich im Jan. 22 nicht mehr in den Tritt gekommen. Die Luft hat einfach nicht mehr gereicht, und beim Versuch mit aller Gewalt wieder in Form zukommen hat der Körper gestreikt, das Ergebnis waren Probleme mit der Leiste.
Was soll an also machen, einfach weiter machen oder auf dem Körper hören? Ich habe mich für zweites entschieden und erst einmal eine längere Trainingspause eingelegt. Ehrlicherweise ist mir dieses sehr schwergefallen, ich war zwar als Edelhelfer bei einigen Veranstaltungen dabei und konnte so das Team unterstützen, wenn man aber ehrlich ist, wäre ich selbst lieber gelaufen.
Ab Anfang April konnte ich langsam wieder ins Training einsteigen, ich hatte auch recht schnell ein Ziel gefunden, auf das ich hinarbeiten konnte. Der Wiesbaden Marathon bei dem wir als Team gestartet sind ende Juni sollte es sein. Hier wollte ich einen soliden HM laufen und damit endlich in die Saison einsteigen, leider war das auch ein Satz mit X. Der Körper war an dem Tag in einer guten Form, nur leider der Kopf nicht, nach der ersten Runde war der Kopf so zu, dass ich einfach stehen geblieben bin und mehr weiterwollte.
Mein erstes DNF, bis zu dem Tag war ich immer durchgekommen, egal wie und egal um welchen Preis, ich wollte immer die Medaille.
Ich habe einige Zeit gebraucht, um das Ganze zu verarbeiten, hier haben mir einige längere Gespräche mit Chris bei unseren Laufrunden sehr geholfen. Es hat sich nur die Frage gestellt, was mache ich jetzt, gibt es noch einmal einen Versuch über den HM, mache ich ggf. einen Triathlon. So richtig konnte ich mich nicht entscheiden und habe beschlossen erst einmal ohne Ziel in ein ordentliches Training zurückzukehren.

Was für ein Event, was für ein Spaß, was für ein Team.

Ein Highlight sollte das Jahr ja eh noch haben, zusammen mit dem Team ging es zum Nürburgring zum 24 Stunden Rennen, nicht mit dem Auto, mit dem Rennrad.
Ende Juli waren wir bei Rad am Ring zu Gast, was ein Erlebnis … mit dem Rad auf der legendären Nordschleife unterwegs zu sein.

Spätestens nach diesem Wochenende war klar, das war es noch nicht für dieses Jahr, da muss noch was kommen. Im HM bin ich gescheiter, also muss dieses bewältigt werden. Das sollte eigentlich am 30. Oktober beim Röntgenlauf passieren, diesen habe ich mir als neue Saisonhöhepunkt rausgesucht. Schnell war aber klar, wenn ich dort mit freiem Kopf starten will, muss ich noch einen zweiten HM laufen. Da wir Anfang September den Stadtwerke Halbmarathon in Bochum haben, habe ich mich für diesen entschieden, ein Rennen vor der Haustür.
Mit einer ordentlichen Vorbereitung ging es also am 04.09. an den Start, Ziel war es einfach laufen und Spaß haben, nach Möglichkeit unter 1:59:59 ins Ziel kommen.

Halbmarathon Bochum mit neiner PB


Was aber dann passiert ist, ist eigentlich nicht zu fassen. Ab den ersten Metern hat es sich so gut angefühlt das ich deutlich schneller gestartet bin als geplant, es lief einfach. Bei KM 10/11 hat das Kopfkino aber wieder angefangen, so wie in Wiesbaden. Nur Heute war ich stärker, ich war schnell wieder bei der Sache und ab KM 12 war der Kopf dann auch wieder bei der Sache, ab da wurde jeder KM schneller, bei KM 18 wurde mir klar, dass könnte hier heute eine neue PB geben, ab diesem Moment gab es kein halten mehr, ich habe mich noch nie so Gut gefühlt in einem Rennen.
Am Ende ist es eine deutlich neue PB geworden, fast 2 Minuten schneller als 2019 in Amsterdam. Wer denkt das war es, eine Woche später bin ich in Wesel über die Volksdistanz gestartet (500m Schwimmen /20km Rad / 5Km Laufen). Denn was ist ein Jahr ohne Triathlon, zumindest einer musste noch sein.
Lisa hat mir gesagt der erste Triathlon des Jahres ist meistens eine Katastrophe, tja dann bin ich hier wohl die Ausnahme. Ohne großartig trainiert zu haben war es wohl der beste Triathlon über diese Distanz den ich je gemacht habe. Das gute Gefühl was ich in Bochum hatte, hat sich hier auch ab dem Start fortgesetzt, ich habe jede Minute es Wettkampfes genossen. Eigentlich schade, dass es der letzte Triathlon für dieses Jahr war, ich hätte gerne noch ein bis zwei gemacht.
Das gute Gefühl und der Spaß sind zurück, es waren sehr schwere Monate, in denen ich auch oft darüber nachgedacht habe, es einfach sein zulassen und mit dem ganzen scheiß aufzuhören. Zum Glück habe ich viele Freude die mich immer wieder aufgebaut haben, Eine Familie die zu 100% hinter mir und meinen Entscheidungen steht und den ganzen Wahnsinn mitträgt und mich erträgt.
Ich bin rückblickend dankbar für die Erfahrungen, auch wenn ich diese nicht noch einmal erleben möchte, so bescheiden der Start in das Jahr auch war, dass Finale ist um so schöner. Der Röntgenlauf wird das große Finale, ohne jeden Druck einfach Spaß haben und die wunderschöne Strecke genießen. Im Kommenden Jahr gibt es dann wieder mehr Triathlon, ich werde den Winter nutzen und an meinen Schwächen arbeiten. Das wichtigste aber, nicht wieder den Spaß an den dingen verlieren die ich so liebe, weil ich etwas erzwingen will, alles braucht seine Zeit, manchmal auch es einfach zu begreifen ;-)!

Quelle: Andreas Zimny ONE.ENDURANCE.TEAM