Deichmanns Körper noch fit, aber der Kopf will nicht mehr
Roth (dpa) – Körperlich könnte Jonas Deichmann noch weitermachen. Es träfe sich auch ganz gut. Am kommenden Samstag hat der 37 Jahre alte Extremsportler schon wieder einen Termin in Roth. Diesmal allerdings nichts im Neoprenanzug, im Raddress oder in Laufklamotten. Deichmann ist vielmehr zum Empfang der Stadt, in der knapp 25.000 Einwohner leben, eingeladen und deren weltweiter Bekanntheitsgrad nochmal einen Schub bekommen haben dürfte.
Roth steht nun auch für den Weltrekord der meisten Triathlon-Langdistanzen ohne einen Tag Pause und für einen verbindenden Triathlon-Akt in 120 Teilen. Jeden Tag wurde Deichmann begleitet, im Wasser, auf dem Rad, beim Laufen.
Sechseinhalb Stunden plus Powernap
«Ich kann ein kleines Geheimnis verraten», sagte Deichmann am finalen Abend seiner schier unglaublichen Mission, die am 9. Mai begann: «Als ich überlegt habe, ich mache den Weltrekord für die meisten Langdistanzen, da war die Überlegung: Hawaii oder Roth.» Wie sich Deichmann entschied, ist bekannt. «Und ich bin echt froh, dass ich es hier gemacht habe», sagte er unter dem Applaus auf dem Festplatz von Roth.
Schon im nächsten Jahr zur Challenge Roth, auf dessen Rad- und Laufstrecke er bei seinem Projekt unterwegs war, will er wiederkommen. Aber noch mehr als die 120 Mal 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen wollte er dann doch nicht.
«Ich muss sagen, körperlich geht es mir gut.» Eine Grundmüdigkeit habe er, sagte Deichmann, dessen Plan nachts sechseinhalb Stunden Schlaf und vor der zweiten rund 90 Kilometer langen Radrunde einen Powernap von zwölf Minuten vorsah.
An Tag 120 fitter als an Tag 10
Er sei auch nach Tag 120 deutlich fitter als nach Tag 10 oder 15, weil sich sein Körper, der diese extremen Ausdauerbelastungen seit langem gewohnt ist, angepasst habe. «Wie lange ich es weitermachen könnte, werden wir nie erfahren», sagte Deichmann, der auf seinem letzten «Läufchen» (O-Ton Deichmann) von hunderten Menschen begleitet und mindestens genauso vielen im Ziel bejubelt und gefeiert worden war.
Mental gesehen gehe es ihm auch bestens, aber er habe sich auf 120, die der Distanz seines Triathlons um die Welt entsprechen und den alten Weltrekord von 105 deutlich überbieten, eingestellt und gefreut. «So ein Projekt muss man bedingungslos wollen. Man muss jeden Morgen aufstehen und dahinter einen Sinn sehen. Bis Tag 120 habe ich den gesehen.» Er wisse aber nicht, ob er den Sinn hinter dem enormen Pensum am Freitag erneut sehen würde. «Deswegen ist jetzt Schluss.»