Das schnellste Material für Zeitfahren und Triathlon
Das Team von Dobat-Cycling hat im letzten Frühjahr einen gr0ßen Aerodynamiktest durchgeführt. Ziel war es das schnellste Material für Triathlon und Zeitfahren zu finden. Für die Bewertung sind unterschiedliche Probanden das gleiche Material gefahren auf einer genomerten Strecke gefahren.
Hier lest ihr mehr …
MAD Days (Monster AeroDynamic Days) im April diesen Jahres haben wir Anzüge, Helme, Laufräder und Körperpositionen getestet.
Es sei vorweggenommen, dass die Aerodynamik eine komplexe Sache ist. Den einen perfekten Zeitfahranzug, oder den einen idealen Helm für alle Athleten gibt es nicht. Es lassen sich aber durchaus Tendenzen aufzeigen.
Für die Aerodynamikmessungen sind wir nicht wie in den Vorjahren auf die Radrennbahn gefahren, sondern wir haben mit einigen der stärksten norddeutschen Zeitfahrer und Triathleten den Aerotest eingesetzt. Details zum Aerotest findet ihr auf der Aerotune Homepage.
Diverse Hersteller wie beispielsweise Biehler ,Bioracer, DT Swiss, Kiwami, Ryzon, Schwalbe, PA Suits, Poc und Uvex haben uns ihr Material für den Test zur Verfügung gestellt. Insgesamt hatten wir 26 Zeitfahranzüge, 19 Laufräder und 17 Helme als Testequipment zur Verfügung.
Hier findet ihr nun einen Teil der Testergebnisse, sowie ein paar zusätzliche Informationen.
Triathlon-/Zeitfahranzüge
Die Anzüge haben wir mit insgesamt sechs Personen getestet. Die Zeitfahranzüge (Langarm) schneiden etwas besser ab, als die kurzärmlichen Triathlonanzüge. Zwischen dem besten Zeitfahranzug und dem schlechtesten Triathlonanzug (einziger Anzug im Test ohne Arme) liegen 25 W bei 45 km/h. Ähnliche Ergebnisse hatten wir auch in den letzten Jahren bei den Tests auf der Radrennbahn.
Die Ergebnisse lassen sich bei den Anzügen recht gut auf andere Fahrer übertragen. So war beispielsweise bei vier Fahrern der Castelli 3.0 der schnellste Anzug. Auch die Tendenzen der anderen Anzüge sind bei den Fahrern recht gleich gewesen.
Die Anzüge unterscheiden sich aber insgesamt recht deutlich. Einige Anzüge sind in Größe M eher weit, andere haben selbst in L deutliche Kompressionsambitionen. Eine gute Passform ist leider nicht bei allen Anzügen gegeben. Wir haben in unserer Auswertung aber ganz bewusst nur die aerodynamischen Eigenschaften der Anzüge bewertet. Wer Anzüge testen möchte, der sollte sich nach einem Triathlonshop oder einem Bikefitter mit einer Auswahl an Anzügen umschauen, um Testanzüge vor Ort und im direkten Vergleich auszuprobieren.
Bei den Anzügen kommt es auf den richtigen Sitz an. Wirft der Anzug Falten, oder werden die Nähte nicht an die vorgesehenen Positionen gezogen, verschlechtert sich die Aerodynamik.
Wir haben in den letzten Jahren festgestellt, dass sich mehrere Innovationen bei den aerodynamisch guten Anzügen… durchgesetzt haben. Innen verlegte Nähte, verdeckte Reißverschlüsse, Bein-, Arm- und Halsabschlüsse ohne gesonderte Bündchen, und besonders die speziellen Stoffe auf den Schulter- Arm- und Rückenflächen sorgen für bessere Aerodynamikwerte. Vereinfacht ausgedrückt: Durch die speziellen Stoffe auf den genannten Flächen, bilden sich Mikrowirbel, die dafür sorgen, dass die Luft dichter am Anzug entlangströmt, als an Anzügen mit glatten Oberflächen. Durch diesen Effekt verringert sich der Widerstand, wie beispielsweise beim Golfball oder bei den ZIPP Oberflächenprofilen.
Helme
Aerodynamiktests bei Helmen sind etwas weniger aussagekräftig als bei Zeitfahranzügen. Bei den Helmen spielen die Sitzposition und vor allem die Kopfhaltung eine entscheidende Rolle. Es sollte also ein Helm gewählt werden, der zur Sitzposition des Fahrers passt.
Die Tests haben gezeigt, dass Rennradhelme (auch aerodynamisch optimierte Rennradhelme) nicht mit den Zeitfahrhelmen mithalten können. Das liegt an den vermehrten Lufteinlässen und den Formen. Trägt man bei einer guten Zeitfahrposition (Kopf tief) einen Rennradhelm, stellt man der Luft eine recht große und flache Stirnfläche entgegen. Zeitfahrhelme hingegen sind speziell für diese Positionen entwickelt und haben hier deutliche Vorteile. Ein weiterer Punkt, der sich bei den meisten neueren Zeitfahrhelmen zeigt, ist die verbreiterte Frontfläche. Hierdurch wird die Luft besser auf die Schultern übergeleitet… Wenn der ausgewählte Helm dann noch gut mit dem Rücken abschließt, hat man bei der Helmauswahl alles richtig gemacht. Dimples zur Optimierung der Luftströmung haben auch bei den Helmen Einzug genommen (Uvex Race 8).
Zwischen dem besten Zeitfahrhelm und dem schlechtesten Rennradhelm haben wir 27 W bei 45 km/h gemessen. Selbst wenn man sich nur bei den reinen Zeitfahrhelmen umschaut, findet man Unterschiede von über 10 W.
Die Themen Komfort, Belüftung, Sichtfeld und beschlagene Visiere könnten ganz locker noch zwei komplette DIN A4 Seiten füllen. Bei unseren Testfahrten hatten wir von „ich war echt im Blindflug unterwegs“ bis hin zu „was für ein geiles Sichtfeld“ alles dabei. Auch hier zeigt sich die gleiche Problematik wie bei den Anzügen; einige Bikefitter haben Testhelme da, um Sichtfeld, Größe und Komfort direkt vor Ort zu testen.
Laufräder
Wir haben mit insgesamt vier Fahrern Laufräder getestet (1x Rennrad, 3x Zeitfahrrad). Wie wir auch schon bei früheren Tests festgestellt haben, sind Hochprofillaufräder meist besser als flachere Laufradprofile. Aber es zeigte sich auch bei diesen Tests wieder, dass die Laufräder in verschiedenen Rahmen unterschiedlich gut funktionieren. Deshalb gibt es mittlerweile auch mehrere gemeinsame Entwicklungsprojekte von Rahmenherstellern und Laufradherstellern. Bei den Laufrädern möchten wir daher keine Messergebnisse veröffentlichen.
Auch, wenn wir hier keine konkreten Ergebnisse posten wollen, möchten wir euch doch ein paar Informationen dazu geben. Wir hatten beispielsweise diverse ZIPP Felgen (404, 404 klone, 808, 808 Klone, Scheibe, 1080) sowie weitere Topfelgen wie DT Swiss Dicut ARC 1100 usw. im Test. Wenn die montierten Mäntel bei Vorderrädern breiter sind als die Felge, wirkt sich das aerodynamisch meist negativ aus. Auf einem DT Swiss Dicut ARC 1100 Vorderrad (etwas schmaler als eine ZIPP 808 Firecrest) sind beispielsweise 23mm breite Reifen nach unseren Messungen aus aerodynamischer Sicht besser als Reifen mit 25mm Breite. Entscheidend ist hier nicht die Breitenangabe der Hersteller der Mäntel, sondern die tatsächliche Breite im montierten und aufgepumpten Zustand.
Beim Hinterrad kommt es eher auf den Übergang zum Rahmen an. Hier ist die Luftströmung ohnehin schon deutlich turbulenter als am Vorderrad. Die Einspeichung, die Speichenform, die Speichennippel und die Länge der Ventile haben zudem Einfluss auf die Aerodynamik.
Die Schläuche und Mäntel wirken sich auf den Rollwiderstand aus und haben somit auch einen direkten Einfluss auf die Geschwindigkeit. Für unsere Tests hat Schwalbe uns Schläuche und Mäntel zur Verfügung gestellt. Die gut 600 Testkilometer verliefen absolut problemlos. Es lässt sich festhalten, dass sich die Schwalbe Pro One (Tubeless geeignet) durch den geringeren Innendurchmesser der Mäntel etwas schwieriger montieren lassen, als die Schwalbe One (Faltreifen für Einsatz mit Schläuchen). Dafür haben die Schwalbe Pro One im Tubelesseinsatz aber einen geringeren Rollwiderstand, da die Widerstände durch den Schlauch eingespart werden.
Sonstige Messungen
Wir haben zudem mit drei Fahrern verschiedene Positionen wie „Basislenker/Auflieger, Kopfhaltungen, Hand- Unterarmpositionen, Rückenhaltungen (rund und gestreckt) und Flaschenpositionen auf dem Auflieger, im Rahmendreieck und hinter dem Sattel“ getestet. Auch hier zeigte sich genau wie bei den Laufrädern, dass individuelle Tests erforderlich sind, um zu sehen, was bei dem jeweiligen Athleten am besten funktioniert. Ein paar Tendenzen möchten wir aber auch für diese Tests aufzeigen.
Durch eine gute Sitzposition, in der man die Kraft biomechanisch optimal ins Pedal bringt (Beinwinkel, Knielot und Überhöhung an den jeweiligen Sportler angepasst), in Kombination mit einer aerodynamisch optimierten Körperhaltun, lassen sich deutlich größere Einsparungen erzielen, als durch Anzüge, Helme oder Laufräder.
Die Körperhaltung und dabei speziell die Kopf- und Schulterhaltung hat den größten Effekt auf die Aerodynamik. Auch ansteigende Unterarme/Hände (praying arms) wirken sich bei den meisten Fahrern aerodynamisch und auch von der Entspannung der Arm- und Nackenmuskulatur positiv aus.
Bei den Flaschenpositionen lässt sich erkennen, dass die Flaschen weniger negative Einflüsse haben, wenn sie weiter hinten montiert sind, also tendenziell eher im Rahmendreieck als auf dem Auflieger, oder besser noch hinter dem Sattel. Aerodynamisch geformte Flaschen haben zudem Vorteile gegenüber den runden Trinkflaschen.
Fazit
Aerodynamik ist kein einzelner Schritt, sondern ein Prozess. Nicht umsonst investieren Profiathleten etliche Stunden für Aerodynamikmessungen, um ihre Aerodynamik zu optimieren.
Die größten Erfolge erzielen die Sportler durch eine biomechanisch optimierte Sitzposition in Kombination mit einer aerodynamischen Körperhaltung. Bei einem professionellen Bikefitting werden diese beiden Punkte bereits abgearbeitet. Aber auch beim Material lassen sich diverse Einsparungen in Bezug auf die Aerodynamik finden.
Bei Anzügen lassen sich die Ergebnisse von einem Fahrer auf den anderen recht gut übertragen. Hier hat man mit einer großen Wahrscheinlichkeit die Möglichkeit, einen geeigneten Anzug für sich anhand von Messwerten anderer Fahrer zu finden.
Bei Helmen siehtt es etwas schwieriger aus. Rein nach Vergleichswerten lässt sich nicht der ideale Helm finden. Bikefitter, die sich mit dem Aerodynamikthema auseinandergesetzt haben, können hier aber helfen. Anhand der Sitzposition und mit Hilfe von Testhelmen kann man erkennen, welcher Helm für den jeweiligen Fahrer gut passt. Das lässt sich dann mit den Aerodynamikmessungen recht gut bestätigen.
Bei den Laufrädern lässt sich wenig pauschalisieren. Wer hier Messwerte zur Auswahl heranziehen möchte, sollte darauf achten, dass die Laufräder auch im richtigen Rahmen und mit der richtigen Reifenbreite getestet wurden.
Wer selbst noch etwas tiefer in die Materie einsteigen möchte, dem empfehlen wir Aerodynamiktests auf der Radrennbahn, oder den Aerotest für die Straße.
Quelle: http://www.dobat-cycling.de/
Fotos Header: Stevens Bikes
Fotos Text: Dobat-Cycling