«Unmöglichem trotzen»: Rekordversuch unter Laborbedingungen
Klettwitz (dpa) – Mit großen Worten wird nicht gespart. «Hier wird Geschichte geschrieben», kündigt Chris McCormack an. Der 49 Jahre alte Triathlet aus Australien, zweimaliger Ironman-Weltmeister, ist praktisch der Chef des Projekts «Sub7 and Sub8».
«Sub7» – unter 7 und «Sub8» – unter 8. Gemeint sind Stunden. Und das für 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen. So schnell schaffte noch niemand die Distanz. Rund 140 Kilometer von Berlin entfernt soll es an Pfingsten in der Lausitz so weit sein. Und dafür wird einiges unternommen.
Die Protagonisten: Ironman-Weltmeister und Olympiasieger Kristian Blummenfelt aus Norwegen, Joe Skipper aus Großbritannien bei den Männern, Katrina Matthews ebenfalls aus Großbritannien und Nicola Spirig aus der Schweiz bei den Frauen. Dazu jede Menge Tempomacher. Von den deutschen Triathlon-Assen ist keiner dabei. Jeder Athlet und jede Athletin sei ausgewählt worden nach seinen und ihren Fähigkeiten, das gesetzte Ziel zu erreichen, erklärte eine Sprecherin auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. «Letztlich sind es die, die bei der Herausforderung mitmachen wollten.»
Der aktuelle Top-Athlet der Szene ist am Start
Der dreimalige Ironman-Weltmeister Jan Frodeno hatte sich demnach schon weit vor Bekanntwerden seiner Achillessehnenverletzung nach einer entsprechenden Anfrage gegen eine Teilnahme entschieden. Die 2019er-Hawaii-Siegerin Anne Haug ist auch nicht dabei. Die Weltmeisterin von St. George, Daniela Ryf aus der Schweiz, auch nicht, ebenso nicht die dreimalige Hawaii-Zweite Lucy Charles-Barclay. Sie wollte zwar mitmachen, musste ihren Start wegen einer Hüftverletzung aber absagen. Zuletzt folgte auch noch die Absage des zweimaligen Olympiasiegers Alistair Brownlee.
In Blummenfelt ist gleichwohl der aktuelle Top-Athlet der Szene am Start. Bei seiner Ironman-Premiere im vergangenen Jahr hatte er in 7:21:12 Stunden die Bestzeit über die Distanz aufgestellt. Er hatte damit auch die 7:27:53 Stunden von Frodeno unterboten, die der Superstar beim Mann-gegen-Mann-Rennen unter Wettkampfregeln – sprich vor allem auch ohne Windschattenfahren – bei üblem Dauerregen im Sommer 2021 im Allgäu aufgestellt hatte.
Ein «epischer Kampf» wird versprochen
Erst vor knapp einem Monat gewann Blummenfelt in Abwesenheit des verletzten Frodeno erstmals auch die Ironman-WM. «Einen epischen Kampf», verspricht der 28-jährige Norweger mit Blick auf das Rennen an diesem Wochenende – eines unter Laborbedingungen wie beim Unter-Zwei-Stunden-Marathon von Eliud Kipchoge im Oktober 2019 in Wien. Für den Renntag in der Lausitz ist der Sonntag vorgesehen, sollte das Wetter nicht passen, wird auf Pfingstmontag ausgewichen.
Wie die anderen drei Profis auch, durfte sich Blummenfelt bis zu zehn Tempomacher aussuchen. Profis in ihren Disziplinen, Spezialisten, vor allem auch auf dem Rad, wo in Wettkämpfen der Ironman- oder Challenge-Serie Windschattenfahren strikt untersagt ist – und verpönt. Zehn bis zwölf Meter müssen da zwischen den Fahrerinnen und Fahrern liegen.
Ideale Bedingungen für Bestzeiten
«Das Windschattenfahrverbot hat den Zweck, dass sich Teilnehmer nicht im Windschatten anderer Athleten ausruhen können und somit Kraft sparen», heißt es auf der Homepage der Deutschen Triathlon-Union mit Blick sogar auf Anfänger-Rennen. Beim Rekordversuch indes wird es aussehen wie beim Teamzeitfahren der Tour de France.
Bis zu 30 Prozent Kraftaufwand können in einer Gruppe im Windschatten gespart werden. In einer Sportart, in der es nach dem Rad auf gute Beine beim Marathon ankommt, ist das nicht unbedeutend. Bei einem Versuch, unter sieben Stunden bei den Männern und unter acht bei den Frauen zu bleiben, ist es entscheidend. Unter 2:30 Stunden will Blummenfelt bleiben beim Laufen: Pro Kilometer bleiben ihm dafür 3:33 Minuten.
Doch auch schon im Wasser ist alles auf Bestzeit ausgelegt. Die fast vier Kilometer im Senftenberger See werden praktisch geradeaus geschwommen. Jede Kurve und Wende würde Zeit kosten. Nach dem Wechsel aufs Rad geht es knapp 20 Kilometer bis zum Lausitzring, auf der Rennstrecke wird weiter gefahren und dann gelaufen. Ideale Bedingungen für Bestzeiten. Das Event sei geschaffen worden, «um einen neuen Weltstandard physischer Leistungen zu erreichen», heißt es vom Veranstalter, der den Versuch mit dem Spruch etikettiert: «Dem Unmöglichen trotzen».