KiWAMi Swift im Test

Nachdem KiWAMi sich insbesondere im TrailRunning- und auch  Triathlon-Bereich positiv hervorgetan hat und auch einige dieser KiWAMi-Produkte bereits von mir sehr positiv getestet wurden, war ich natürlich gespannt, als KiWAMi mit dem SWIFT einen Neopren vorstellte, der vor allem durch besonderen Komfort, Auftrieb und weitere technische  Details hervorstechen und sich von der Konkurrenz abheben sollte.

KiWAMi verspricht hierbei zum einen, dass der Swift besonders schnell sei – und das nicht nur im Wasser sondern auch in der Wechselzone! Ebenso soll der Schnitt und die Platzierung der Panels, sowie die  Auswahl unterschiedlicher Neoprenarten und -dicken dafür verantwortlich  sein, dass der Swift eine herausragende Balance, Flexibilität und  Auftrieb für ein schnelles komfortables Schwimmen bietet.

Hier meine Eindrücke…

DESIGN, VERARBEITUNG und PREIS:

Der SWIFT hat eine UVP von 750 € Euro, er befindet sich somit im oberen Preissegment der Triathlon-Neoprenanzüge, die sich insbesondere für ambitionierte Triathleten und semiprofessionelle Athleten eignen.Die Optik ist sehr ansprechend durch die verschiedenfarbigen Neopren-Panels. Insbesondere durch den roten Schulterbereich sticht der SWIFT optisch  hervor. Das Design hebt sich somit wohltuend von vielen anderen Neos ab.
Die Verarbeitung ist hochwertig, alle Nähte sind sehr sauber verklebt ausgeführt. Auch innen sauber vernäht und verstärkt – hier gibt es  nichts zu beanstanden. Anderes hätte ich auch – insbesondere unter Berücksichtigung des Preises –  nicht von KiWAMi erwartet.

TECHNIK und MATERIAL (Herstellerangaben):
KiWAMi hat sich bei der Entwicklung des SWIFT für insgesamt sechs verschiedene Neopren-Dicken entschieden:
An den Schultern sorgt ein 1,5 mm dickes Neopren für maximale  Flexibilität, bei gutem Wärmeschutz. Gerade hier ist es ja so dass bei dickeren Materialien die Flexibilität eingeschränkt werden würde.  An den Oberschenkeln, am Unterbauch und dem Gesäß sorgt ein 5 mm dickes Neopren für maximalen Auftrieb, in diesem für die Wasserlage durch aus entscheidenden Körperbereich. 2mm Neopren wird am oberen Rücken und am  Halsbereich verwendet, um das Wasser am Eindringen zu hindern und dennoch flexibel genug zu sein, um sich frei bewegen und atmen zu können.
Im Brust und Hüftbereich wird ein 4 mm Neopren mit  inkludierter Airdome-Technologie verwendet. Dies sind Lufttaschen im  Neopren, die extremen Auftrieb generieren und auch eine ordentliche  Flexibilität gewährleisten sollen. In den Kiwami-eigenen Tests während  der Entwicklungsphase hat sich diese Materialdicke als ideal erwiesen.  Eine Verlängerung des Brustpanels über die Hüften soll hierbei die  Körperrotation erleichtern und dem Wasser wieder stand reduzieren.
Die vorderen Unterschenkel sowie der untere Rücken sind mit einem 3 mm  dicken Neopren versehen, welches wiederum beim Auftrieb und der Körperstabilität helfen soll, ohne die Schwimmbewegung einzuschränken.
Lediglich 1 mm dick ist das Neopren an den Unterarmen, welches eine  besondere Ellbogenfreiheit bietet und auch beim Wechsel der Disziplin  besondere Vorteile bieten soll.
Besondere Merkmale sind auch die  Kiwami-eigenen und an der flexiblen Flanke befindliche „shark scale prints“. Diese sollen zusammen mit den hydrodynamischen, seitlichem Panels zum einen die maximale Zuglänge erleichtern, so dass der  Schwimmer schneller in die Greif-Phase einsteigen kann.
Die „shark scale prints“ werden zusätzlich auch im Schulterbereich genutzt, um auch dort Wasserturbulenzen beim Schwimmen zu reduzieren.
Auch wurden spezielle gerippte Panels an den Unterarmen verwendet. Dieses „positive  turbulence system“ soll in der Eintauchphase durch die senkrechte Ausrichtung des gerippten Panles besondere Turbulenzen unter den Unterarmen erzeugen, die den Unterarm und den Ellbogen quasi nach oben  zwingen, wodurch der Arm schnell in eine Greifphase gebracht werden  soll, welche für eine effektive Wasserphase unerlässlich ist.
Ebenso integriert ist beim SWIFT eine flexible Beinlängenanpassung  („ready to cut“), um für die Athleten den optimalen Sitz zu  gewährleisten.
Man kann somit zwischen drei Beinlängen wählen und  den Swift sicher nach den eigenen Bedürfnissen anpassen. Es reicht  hierbei aus, an der Schnittmarkierung unterhalb der Naht abzuschneiden.
Vorteil soll hierbei ein schneller Wechsel, optimaler Sitz und besserer  Halt der Transponder-Chips sein. Ebenso ist der Kragen des Swift extra  tief geschnitten – bis weit unter den Kehlkopf-, um die Atmung beim  Schwimmen zu erleichtern. Dort ist das Neopren ebenfalls nur 2mm dick,  angenehm dünn und dennoch eng genug um einen Wassereintritt zu verhindern.

Des weiteren verwendet KiWAMi erdölfreies Neopren:
Das so genannte Limestone Neopren hat hierbei eine besonders hohe Mikrozellstruktur. Dies sind voneinander unabhängige geschlossene Zellen (Bubbles), die sich im Neopren befinden und besonders eng gepackt sein  sollen. Ölbasiertes Neopren hat hierbei eine Zelldurchdringung von 60-70%, wohingegen das Limestone Neopren eine ca. 94%ige Durchdringung  gewährleistet. Das Limestone Neopren hat somit wesentlich mehr Luftbläschen inkludiert als andere Neoprensorten. Es ist somit weniger dicht als ölbasiertes und aufgrund dieser Mikrozellen-Struktur kann es somit für Neopren-Anzüge besondere Funktions-Vorteile bieten (leichter,  haltbarer, flexibler…)
Ebenso verwendet der Swift einen  besonderen Aquaglue. Dieser Klebstoff der in der Produktion genutzt wird  ist frei von Chemikalien und wasserbasiert, lösungsmittelfrei und  beinhaltet keine gefährlichen Chemikalien.

KiWAMi macht sich also durchaus auch Gedanken um den Umweltschutz!

Zusätzlich ist ein umgekehrter Klettverschluss verbaut. Diese hat im Gegensatz zu den meisten Anzügen den Vorteil, dass das weiche Teil des Klettverschluss an liegt so dass man von dem rauen Teil des Klettverschlusses geschützt wird und somit weniger Reibungen  insbesondere am Hals entstehen können. Ebenfalls „umgekehrt“ ist  der Reißverschluss verbaut: Somit wird dieser beim Schließen nach unten  gezogen, was das Risiko verringern soll, dass dieser sich im Wettkampf  beim Schwimmen von selbst öffnet oder von anderen Teilnehmern geöffnet wird.Die Schulterpartien sind unter anderem auch deswegen farbig  gestaltet, damit der Schwimmer sowohl von Rettungskräften aber auch von  Zuschauern besser gesehen werden kann.

Puuh – ganz schön viel „Theorie“ …

GRÖSSEN:
Kiwami bietet bislang sieben verschiedene Größen an. Dies ist eine  ordentliche Anzahl. Die Konkurrenz hat mitunter jedoch noch einige  weitere Zwischen-Größen. Bei 191cm und circa 83 Kilo dachte ich  zuerst, dass mir die Größe Medium Tall (MT) passen könnte, diese Größe  ist zwar nur bis knapp 1,90 m empfohlen und auch nur bis 86 Kilo, jedoch  war es in der Vergangenheit bei meinen Neos meist so, dass diese tendenziell etwas weiter geschnitten waren als die Größentabelle vermuten ließ. Bei der Anprobe stellte sich jedoch schnell heraus, dass  MT deutlich zu klein und eng geschnitten war.
Mit der Größe L (1,82 m bis 1,92m ,78-90 Kilo) kam ich jedoch bestens zurecht. Hierbei ist wie immer eine persönliche Anprobe vor Ort beim Händler sinnvoll.

AUSTATTUNG:
Der SWIFT wird mit einem großen luftdurchlässigen Stoff-Sack geliefert,  in welchem man diesen gut verstauen kann. Ebenso beigefügt sind Baumwollhandschuhe, welche beim Anziehen verwendet werden sollten.

SCHWIMMTEST:
Ich konnte den SWIFT sowohl im Becken als auch bei Openwater-Sessions testen.
Zum einen konnte ich feststellen, dass sich das Anziehen des Swift  etwas aufwändiger gestaltet: Dies liegt an der meiner Meinung nach sehr  guten Passform, denn der Swift schmiegt sich wirklich fast schon optimal  und schön eng an den Körper. Dies war im Vergleich zu meinem „Sailfish  One“ auffällig, weil letzterer doch in einigen Bereichen nicht ganz so  körpernah geschnitten ist.
Ich sehe dieses etwas zeitaufwändigere  Anziehen jedoch nicht als Nachteil sondern als Vorteil beim Schwimmen  selbst an, zumal das Ausziehen – und nur das ist wirklich  wettkampfrelevant !!! – genauso schnell gelingt wie bei anderen  Modellen.
Man muss jedoch beachten dass durch den umgekehrt verbauten Reißverschluss das Anziehen des Swift in aller Regel nur mit  einer zweiten Person möglich sein dürfte. Ein unbeabsichtigtes Öffnen im  Wettkampf ist durch diese Anbringung allerdings quasi auszuschließen.
Der Halsbereich sitzt schön tief und schließt dennoch gut ab. Beim  Schwimmen im Becken konnte ich kein besonderes Eindringen von Wasser  feststellen. So soll es sein!
Kommen wir zum wichtigsten Thema, der Wasserlage und dem Tempo:

Der Swift überzeugt durch eine sehr gute Wasserlage. Man wird als  Schwimmer schön hoch gehoben, ohne jedoch das Gefühl für das Wasser zu  verlieren. Selbst gute Schwimmer können weiterhin einen Beinschlag  „nutzen“.
Dies ist bei anderen Neoprenanzügen, welche einen besonders guten Auftrieb bieten sollen mitunter anders: Bei diesen hat  man bisweilen das Gefühl, mit den Beinen quasi „aus dem Wasser zu  reichen“. Ein Beinschlag ist somit kaum noch möglich.

Anders beim Swift: Man liegt schön hoch im Wasser und hat dennoch ein gutes Gefühl  beim Schwimmen. Es zeigte sich hierbei auch, dass (zumindest bei mir) auch das Tempo etwas höher war als beim Vergleichsmodell dem Sailfish  ONE. Hochgerechnet auf 1.000 m war hier mit ein Vorteil – zum schon sehr  schnellen ONE – von circa 15-20 Sekunden zu erzielen.

Hochgerechnet auf die Ironman-Distanz wäre somit ein Vorteil von 1-2 Minuten machbar. Das ist nicht wenig!

Hierbei gebe jedoch zu bedenken, dass das Thema Schwimmvorteil,  Wasserlage und Tempo bei Neos bei jedem Schwimmer unterschiedlich ist!
Man kann hierbei nicht pauschalisieren, sondern sollte ganze selbst testen!
Was die Flexibilität anbelangt, ein weiterer sehr wichtiger Aspekt wenn  es insbesondere auf längere Schwimmstrecken geht, ist festzustellen  dass der Swift hierbei gut abschneidet, jedoch noch etwas Potenzial nach  oben besteht.
Bei mir war es auf sehr langen Strecken so, dass ich den Unterschied im Schulterbereich zwischen dem Swift und meinem  Vergleichsmodell feststellen konnte und das Gefühl hatte im  Schulterbereich etwas mehr Kraftanstrengung zu benötigen. Dies mag für  den einen oder anderen Schwimmer ein durchaus nicht unwichtiger Aspekt  sein.
Die Wärmeisolation in kälteren Gewässern ist gut, für den  „normalen“ Triathleten sollte der Swift daher völlig ausreichen. Lediglich bei Einsätzen in extrem kalten Gewässern, wie zum Beispiel dem  Norseman (…) kann man darüber nachdenken, auf spezielle, hochisolierte  Neos auszuweichen.

F A Z I T:

Mit dem SWIFT ist KIWAMI ein ausgesprochen guter Einstieg in das Neoprenanzug-Segment gelungen.
Der Anzug ist sehr hochwertig verarbeitet und mit intelligenten Details versehen. Die unterschiedlichen Neoprenmaterialien sind sehr gut platziert, die  Passform ist äußerst gelungen und insbesondere die Wasserlage ist  hervorragend. Der umgekehrt eingebaute Reißverschluss ist  Geschmackssache – verhindert aber ein unbeabsichtigtes Öffnen – vor  allem im Wettkampf.

Trotz seines Preises von 750 € stellt der  Swift meiner Meinung nach eine sinnvolle Investitionen für ambitionierte  Schwimmer, sowie Athleten, die ihre Schwimmlage verbessern wollen, dar.  Selbst gute Schwimmer können von Swift profitieren. Lediglich im Schulterbereich ist noch etwas Luft nach oben.
Ansonsten ist meiner Meinung nach am Swift nichts mehr zu verbessern.
( OK – ein Einstiegs-Modell wäre auch interessant… )

Also: Den SWIFT vormerken für die Saison 2020!
Insgesamt „gehen beide Daumen klar hoch“: Gut gemacht, KIWAMI !

Quelle: tri&trial