Schlägerei im Wasser, Stürze vom Rad: Triathleten enttäuscht
Paris (dpa) – Nach tagelangen Debatten um die braune Brühe der Seine ist den deutschen Triathleten bei ihren Olympia-Rennen tatsächlich das Wasser zum Verhängnis geworden. Allerdings war es eher der morgendliche Regen, der bei Laura Lindemann und Lisa Tertsch für heftigen Ärger sorgte: Hervorragend positioniert stürzten sie jeweils mit dem Rad und sahen ihre Medaillenchancen auf dem nassen Pariser Straßen davonschlittern. «Ich bin super enttäuscht», sagte die Berlinerin Lindemann nach Rang acht
Dabei hatte der Tag für die Olympia-Triathleten um 4.00 Uhr morgens zunächst gut begonnen – nämlich mit der Nachricht, dass nach tagelangem Warten die Konzentration von Kolibakterien in der Seine endlich nicht mehr den Grenzbereich überschritt. Die relevanten Werte der mikrobiologischen Tests seien «knapp drunter» gewesen, berichtete Bundestrainer Thomas Möller. Das reichte für den Start des Doppel-Events, nachdem das Männer-Rennen am Dienstag noch abgesagt worden war.
Sportliches Feuerwerk dank Beaugrand und Yee
Und die Macher der Sommerspiele bekamen ihr erhofftes Spektakel im Herzen von Paris sowie sportliche Sternstunden: Bei den Frauen feierte Cassandre Beaugrand vor unzähligen Fans einen französischen Heimsieg. Den Männer-Wettkampf entschied der Brite Alex Yee auf den letzten Metern dank einer famosen Aufholjagd, die selbst den bislang einzigen deutschen Olympiasieger Jan Frodeno am ARD-Mikrofon fassungslos machte.
Aber freilich wurde auch nach dem Wettkampf mit Start und Ziel an der schmucken Pont Alexandre III zwischen Grand Palais und der Place des Invalides nicht nur über Sieger und Verlierer gesprochen. Die jüngsten Wirren mit tagelangem Schwimm- und Trainingsverbot in der Seine wirkten nach. «Es war eine Herausforderung», schilderte Tim Hellwig, der als bester Deutscher nur 18. wurde. «Es ist eine Nacht Schlaf völlig weggefallen.» Das für Dienstagmorgen geplante Rennen war erst vier Stunden vor dem Start abgesagt worden.
Deutsche blenden dreckige Seine aus
Als Ausrede wollte der Saarländer dies aber nicht anführen – die Bedingungen waren ja für alle gleich. Coach Möller meinte auch, bis zum Morgen des Rennens eine «gute und fokussierte» Stimmung festgestellt zu haben bei seinen Schützlingen. Hinter Hellwig wurde Lasse Lührs 21., Jonas Schomburg kam auf den 24. Rang.
Gleich die erste Teildisziplin Schwimmen war eine extreme Herausforderung. Nicht wegen der Sauberkeit des Wassers, die keine Sorgen bereitet habe. «Ich bin optimistisch, dass es uns morgen allen noch gut geht», sagte die zwölftplatzierte Nina Eim. Auch der Bundestrainer geht nicht davon aus, dass sich in der – trotz milliardenteuren Säuberungsmaßnahmen – äußerst trüben Seine jemand Magendarm-Erkrankungen geholt hat.
Strömung sorgt für Schlägerei, Regenpfützen für Stürze
Deutlich mehr zu schaffen machten den Athletinnen und Athleten die Gegenströmung, die auf zwei Bahnen zu bewältigen war. Möller nannte die Strömung «grenzwertig». An der Wendeboje ging es wegen der Strömung zwischen den Schwimmerinnen wild zu. «Es war eine ziemliche Schlägerei», erzählte Tertsch, die Neunte wurde.
Ausgeknockt wurden Lindemann und Tertsch dann aber nicht im Wasser, sondern auf dem Wasser, genauer gesagt auf den Überbleibseln der Regenpfützen aus der Nacht. Tertsch stürzte schon auf der zweiten von sieben Radrunden, Lindemann als Teil einer Spitzengruppe auf der vorletzten. Das machte alle Chancen auf Edelmetall zunichte. «Das ist schon tragisch», resümierte Bundestrainer Möller. «Laura und Lisa gehören zu den laufstärksten Athletinnen im Frauenbereich. Bis zu den Stürzen waren wir also auf Medaillenkurs.»
Spektakel wichtiger als Fairness?
So könnte insgesamt der Eindruck bleiben, dass die Veranstalter das Spektakel – mit dem Schwimmen in der Seine, dem Radfahren auf dem Prachtboulevard Champs Élysées und dem finalen Laufduell auf der Pont Alexandre III – über die sportliche Fairness stellten. «Schwer zu sagen», antwortete Bundestrainer Möller darauf angesprochen. Er räumte aber ein, dass es schon gut für die Sportart sei, sich an solchen Orten präsentieren zu können.