Die Zweitplatzierte Isabel Gose (l-r) , die Siegerin Simona Quadarella aus Italien und die Drittplatzierte Merve Tuncel aus der Türkei posieren nach der Siegerehrung mit ihren Medaillen. Foto: Andrew Medichini/AP/dpa

Gose schwimmt zu EM-Silber: «Ich bin einfach super happy»

Rom (dpa) – Völlig erschöpft hielt sich EM-Silbergewinnerin Isabel Gose am Beckenrand fest und pustete tief durch. Für ausschweifenden Jubel fehlten der 20-Jährigen nach ihrem langersehnten Erfolg über 800 Meter Freistil im Freiluftbecken die Kraft.

«Das muss man erstmal sacken lassen nach der ersten internationalen Medaille auf der Langbahn bei den Erwachsenen», sagte sie wenige Minuten später und lächelte glücklich. «Dafür ist die Freude jetzt umso größer.» Gose holte am Freitag die erste Medaille für das deutsche Team in Rom. Sie musste sich mit ihrer Zeit von 8:22,01 Minuten nur der italienischen Lokalmatadorin Simona Quadarella geschlagen geben. Bronze ging an die Türkin Merve Tuncel.

Gose: «Da fällt ein Riesendruck ab»

Bei den Weltmeisterschaften in Budapest hatte Gose vor rund anderthalb Monaten als zweitbeste Europäerin noch den sechsten Platz belegt und war darüber sehr unglücklich gewesen. Mit Verzögerung erfüllte sie sich nun ihren Traum vom Edelmetall in einer Einzeldisziplin. «Ich bin einfach super happy, dass ich die Medaille jetzt holen konnte und natürlich fällt da ein Riesendruck ab», sagte Gose.

Gemeinsam mit Quadarella und Tuncel hatte sich Gose schon früh im Rennen von den anderen Schwimmerinnen abgesetzt. Dafür investierte sie extrem viel Energie. «Es war super anstrengend, aber das ist klar. Das sind die 800-Meter-Kraul immer», sagte Gose. Bei der Siegerehrung wirkte sie schon ein wenig erholt und winkte mit beiden Händen in Richtung der voll besetzten Ränge.

Im altehrwürdigen Stadio del Nuoto fieberte und freute sich auch ihr Freund Lukas Märtens mit. «Das Rennen lasse ich mir nicht entgehen. Meine Partnerin da anzufeuern und alles zu geben, das mache ich gerne», hatte der 20-Jährige nach seinem eigenen Vorlauf am Vormittag gesagt. Der Magdeburger, der mit Gose in einer gemeinsamen Wohnung in unmittelbarer Nähe der Trainingshalle lebt, will an diesem Samstag mit einer EM-Medaille nachziehen.

Riesige Begeisterung auf den Tribünen

Über 800 Meter Freistil zählt Märtens zu den Podestkandidaten. Am Freitag war nur der Ukrainer Mychajlo Romantschuk schneller, der wegen des Krieges in seiner Heimat in Märtens‘ Gruppe trainiert. WM-Silbergewinner Florian Wellbrock verzichtete auf einen Start im Vorlauf. Der Freiwasser-Olympiasieger ist nach einer Corona-Infektion noch nicht wieder in Topform und will am Montag ins EM-Geschehen eingreifen.

Vor Goses Erfolg hatte Brustschwimmer Lucas Matzerath im Finale über 100 Meter den sechsten Platz belegt. Gold gewann der Italiener Nicolò Martinenghi. Er und weitere italienische Sportler sorgten mit ihren Erfolgen für riesige Begeisterung auf den Tribünen. Die lauten Jubelstürme erinnerten an Fußball-Atmosphäre.

Neben Martinenghi gewannen in Margherita Panziera (200 Meter Rücken), Thomas Ceccon (50 Meter Schmetterling) und Quadarella noch drei weitere Schwimmerinnen oder Schwimmer aus Italien Gold. Der Rumäne David Popovici sorgte mit seinem europäischen Rekord im Halbfinale über 100 Meter Freistil in 46,98 Sekunden ebenfalls für ein internationales Glanzlicht. Die deutsche 4×100 Meter Lagen-Mixed-Staffel belegte zum Abschluss der Finalsession Rang fünf.